Ob Sturzprophylaxe oder Pflegedokumentation – viele Prozesse funktionieren in vielen Pflegeeinrichtungen noch nicht digital. Aber auch die Pflege ist angehalten, die digitale Transformation umzusetzen und die damit verbundenen Veränderungen der Arbeitsprozesse aktiv mitzugestalten. Vor diesem Hintergrund wurde das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) geförderte Projekt „Digital Companion“ (DiCo) im Rahmen der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) initiiert. Entwickelt wurde der DiCo dabei vom Zentrum für Telemedizin (ZTM) gemeinsam mit dem Institut für Technik und Arbeit (ITA) und weiteren Partnern.  

Der Digital Companion ist ein Assistenzsystem mit künstlicher Intelligenz, das Pflegeeinrichtungen bei der Auswahl und Einführung neuer Technologien unterstützt. „Der DiCo ist sehr niedrigschweillig und partizipativ angelegt. Der DiCo-Prozess verläuft in vier Phasen“, so Dr. Tom Zentek, Innovationsmanager beim ZTM und Projektmanager des DiCo. „Bevor es überhaupt um irgendwelche Produkte geht, ist es wichtig, für das Thema zu sensibilisieren und Orientierung zu geben, um die Mitarbeitenden im Prozess mitzunehmen und die Digitalisierung in der entsprechenden Einrichtung auch tatsächlich am Bedarf zu gestalten.“ 

Die vier Phasen des DiCo-Prozesses: 

1. Sensibilisierung und Orientierung 
In diesem Schritt geht es zunächst vor allem darum, die Mitarbeitenden zu informieren und Vertretende unterschiedlicher Funktionsbereiche anzusprechen, die bereit sind, den Prozess zu unterstützen und voranzutreiben. Es erfolgt eine Bestandsaufnahme, die wiederum Grundlage für die weitere Strategie der jeweiligen Einrichtung ist. 

2. Analyse und Planung 
In der Analyse-Phase unterstützt der DiCo die Pflegeeinrichtungen dabei, die digitalen Technologien einzuführen, die die Einrichtungen tatsächlich benötigen und die zu einer Verbesserung führen können. Dazu beschreiben die Pflegeeinrichtungen ihre Bedarfe, während der DiCo die entsprechende Technologie und das Produkt vorschlägt. Hat sich eine Einrichtung zum Beispiel dazu entschieden, ihre Sturzprävention mit Hilfe von digitalen Technologien zu verbessern, schlägt der DiCo aus der Produktvielfalt passende Produkte für die Einrichtung vor. 

3. Realisierung 
Konnten die Einrichtungen passende Produkte identifizieren, unterstützt der DiCo bei der Produkteinführung.  

4. Auswertung 
Wurde mit Hilfe des DiCo ein Produkt eingeführt, wird anschließend eine Bewertung durchgeführt, wie das Produkt tatsächlich zu einer Verbesserung geführt hat. Daraus ergeben sich für die Einrichtungen wertvolle Erkenntnisse, die sie bei der Einführung weiterer digitaler Technologien verwenden können.   

„In Zusammenarbeit mit unseren Praxispartnern – wie zum Beispiel der Diakonie Baden – haben wir gesehen, wie verschieden die Bedarfe der Einrichtungen sind“, so Dr. Tom Zentek. „Je nach Größe sind für manche Einrichtungen technische Grundlagen entscheidend, wie funktionierendes W-LAN oder Tablets. Andere Einrichtungen wiederum haben größere Visionen, was sie mit der Digitalisierung generell und welche Arbeitserleichterungen sie konkret damit erreichen wollen. Hier bietet der DiCo eine sehr pragmatische und bedarfsorientierte Hilfestellung.“ 

Mit Beendigung des Projektes im Herbst 2023 steht aktuell ein Prototyp des DiCo für alle Pflegeeinrichtungen zur Verfügung und ist unter www.dico-pflege.de abrufbar. Es ist eine kostenfreie Registrierung als Nutzerin oder Nutzer erforderlich.