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Eva Buder, Geschäftsführerin der Volksolidarität habilis gGmbH | Quelle: Rayk Weber/ Volkssolidarität habilis gGmbH

Im Interview 

Eva Buder, Geschäftsführerin der Volksolidarität habilis gGmbH

Im Rahmen der Studie zur Arbeitsplatzsituation in der Akut- und Langzeitpflege lag ein Fokus auch auf Indikatoren für gute Arbeitsbedingungen sowie Maßnahmen, die Einrichtungen ergreifen können, um Zufriedenheit und Attraktivität des Arbeitsplatzes zu erhöhen. Gemeinsam mit verschiedenen Praxispartnern wurden Handlungsempfehlungen und identifizierte Maßnahmen erprobt. Hier finden Sie erste Stimmen dazu.

Wo liegt für Sie aktuell die größten Herausforderungen im Umgang mit Ihren Mitarbeitenden in der Pflege?
Eva Buder: Eine der größten Herausforderungen für uns als Arbeitgeber besteht darin, geeignete Führungskräfte zu gewinnen und nachhaltig zu binden. Wir brauchen Führungskräfte, die es verstehen in den Einrichtungen ein gutes Betriebsklima aufzubauen und zu erhalten, denn das ist das A und O für erfolgreiches Arbeiten.  
Die gute Kollegialität zwischen den einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber auch zwischen Abteilungen sowie Bereichs- und Einrichtungsleiterinnen und -leitern ist ein notwendiges Element für die positive Entwicklung unserer Verantwortungsbereiche. Nur dadurch und natürlich mit Hilfe einer funktionierenden Kommunikation können wir auch schwierige Zeiten und Zeiten des Wandels gut meistern.  

Gibt es Besonderheiten aus der Perspektive einer stationären Pflegeeinrichtung und wenn ja, welche?
Eva Buder: Das Besondere im stationären Bereich ist, dass der Pflegebedürftige ein neues „Zuhause“ bezieht. Ein „Zuhause“, in dem unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ständig präsent sind und auch sein müssen. Alle in der Einrichtung Tätigen sehen sich mit verschiedenen, aber auch wechselnden, Anspruchsgruppen konfrontiert. Das ist eine Herausforderung, der man sich als Pflegekraft täglich stellt. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass die Gestaltung der Arbeitsorganisation und der Arbeitsabläufe in einem zuverlässigen Dienstplan erfolgt, der auch die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berücksichtigt, d. h. das Umsetzen von Arbeitszeitmodellen, die auch Arbeitsspitzen abfangen.

Welche(n) Indikator(en)aus dem Forschungsprojekt haben Sie sich für die Zusammenarbeit ausgesucht, und warum?
Eva Buder: Das Team der Seniorenresidenz „Georg Stilke“ hat ein Projekt zur Umsetzung des Indikators „Zeit für individuelle Pflege organisieren“ entwickelt. Es geht uns darum, die Arbeitsabläufe zu optimieren, Ressourcen zu erkennen, diese in der täglichen Arbeit zu nutzen, mit dem Ziel gute Arbeit in der Pflege zu leisten und eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit zu erreichen. Gleichzeitig wollen wir dieses Projekt als Chance nutzen, den zukünftigen Anforderungen aus den anstehenden gesetzlichen Veränderungen zur Personalbemessung nach § 113 c SGB XI mit den erheblichen Auswirkungen auf die Arbeitsablauforganisation gerecht zu werden. Die Neuorganisation der Arbeitsabläufe ist die Basis für mehr Flexibilität in den pflegerischen Abläufen, und wir erwarten dadurch eine hoher Mitarbeiter- und Bewohnerzufriedenheit.  

Welche Erfahrungen haben Sie bei der Umsetzung der Handlungsempfehlung gemacht?

Eva Buder: Das bewusste Einbeziehen der Pflegekräfte, die offene Kommunikation und Transparenz waren notwendig, um einzelne Projektziele zu erreichen. Die Ergebnisse der durchgeführten Befragungen waren sehr aufschlussreich und bildeten eine Grundlage zum weiteren Vorgehen. Eine wichtige Erfahrung daraus war, als Führungskraft gespiegelt zu bekommen, wie sich der Mitarbeitende im Unternehmen und wie er oder sie die Führungskraft sieht. Eine wesentliche Erkenntnis ist, dass der Erfolg eines Projektes von den Führungskräften abhängt. Die Führungskraft als Vorbild und Motor kann die Kolleginnen und Kollegen begeistern und zum Handeln motivieren. Wesentlich sind die einzelnen Stärken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, und diese zu fordern und zu fördern. Dadurch haben Kolleginnen und Kollegen auch mehr Spaß an der Arbeit und identifizieren sich mit dieser.  

Welche Tipps können Sie anderen ambulanten Pflegeeinrichtungen geben?
Eva Buder: Eine von Beginn an kontinuierliche Kommunikation mit allen Mitarbeitenden ist essenziell. Ebenso sollte man gerade als Führungskraft immer ein offenes Ohr haben. Es ist empfehlenswert Befragungen generell zu Beginn des Projektes in den Teams gemeinsam besprechen und Fragestellungen zu erklären. Dabei sollten Projekte und Umstrukturierungen immer langfristig und engmaschig kommuniziert werden, so dass alle erreicht werden. Das große Ziel wird erreicht, wenn Zwischenziele benannt werden. Bereichsleiterinnen und -leiter müssen in den Organisationsstrukturen der Einrichtung etabliert bleiben – sie haben eine wichtige Funktion in der Umsetzung der Vorbehaltsaufgaben, im Controlling, im Qualitätsmanagement und sind täglicher Ansprechpartner für Bewohnerinnen, Bewohner und Mitarbeiterende.  

 

Online-Praxisdialog: Gute Führung in der stationären Pflege - aber wie?

Eva Buder, Geschäftsführerin der Volksolidarität habilis gGmbH aus Magdeburg, wird im Praxisdialog am 22. Juni, 16:00 Uhr über erste Erfahrungen bei der Umsetzung der Handlungsempfehlungen ais der Arbeitsplatzstudie berichten. Das Team der Seniorenresidenz „Georg Stilke“ hat dabei ein Projekt zum Indikator „Zeit für individuelle Pflege organisieren“ entwickelt und erprobt: Wie können Arbeitsabläufe verbessert, Ressourcen erkannt und die Mitarbeitendenzufriedenheit erhöht werden? Seien Sie dabei und diskutieren Sie mit uns.