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Gewalt im Beruf: Beruflich Pflegende schützen

Gewalt betrifft nicht nur Pflegebedürftige. Studien zeigen, dass Pflegende – ob in der Langzeitpflege oder in Kliniken – oft Gewalt ausgesetzt sind. Im Extremfall führt das zum Berufsausstieg. Was kann getan werden?  

Wie groß das Problem tatsächlich ist, zeigt eine Erhebung der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (2020 & 2023): 97 % der beruflich Pflegenden berichten darin, mindestens einmal jährlich verbale Gewalt zu erleben, sei es durch Pflegebedürftige, Angehörige oder Kolleginnen und Kollegen. „Lange war es in der Pflege selbstverständlich, Übergriffe still hinzunehmen – als Teil des Berufsalltags“, sagt Mara Rick von der Berliner Beratungsstelle „Pflege in Not“. Doch die Haltung wandelt sich: Pflegekräfte treten zunehmend selbstbewusster für ihre Sicherheit ein. Dennoch, so Rick, vermisst sie weiterhin eine offene Auseinandersetzung mit dem Thema.

Gewaltfreie Pflegekultur etablieren  

Die Ursachen für Gewalt können vielschichtig sein. Wichtig zu wissen: Pflegeeinrichtungen und Führungskräfte spielen eine große Rolle, um Gewaltsituationen zu vermeiden – über eine gewaltfreie Pflegekultur, der Sicherung von ausreichend Personal, aber auch durch eine grundsätzliche Sensibilisierung für das Thema. „Wenn auf Mobbing oder Diskriminierung im Team nicht reagiert wird, verstärken sich Konflikte zusätzlich“, so Rick. Die Folgen sind gravierend: Dauerhafte oder unverarbeitete Gewalterfahrungen können bei Betroffenen zu Stress, Selbstzweifel und dem Gefühl führen, im falschen Beruf zu sein. Nicht selten münden die Belastungen in einem Berufsausstieg – ein Umstand, der den ohnehin bestehenden Fachkräftemangel weiter verschärft.  

So kann Prävention gelingen

Expertinnen und Experten aus den Pflegewissenschaften sehen eine gut umgesetzte Gewaltprävention als wichtigen Bestandteil der Unternehmenskultur in Pflegeeinrichtungen. Dadurch lassen sich nicht nur Risiken für weitere Übergriffe minimieren, sondern insgesamt die Arbeitsbedingungen verbessern und die Attraktivität des Pflegeberufs langfristig steigern. Führungskräfte können etwa hier ansetzen:  

  • Empowerment der Pflegekräfte: Offene Kommunikation und Schulungen sowie Deeskalationstrainings vermitteln Strategien, um Konflikte sicher zu bewältigen.  
  • Unterstützende Führung: Führungskräfte sollten Übergriffe frühzeitig erkennen, Maßnahmen ergreifen und Betroffene aktiv unterstützen.  
  • Klare Anlaufstellen: Gewalt gehört in den Bereich des Arbeitsschutzes. Berufsgenossenschaften und Pflegekammern bieten Hilfe an.
  • Management-Commitment: Ein strukturiertes Gewaltmanagement sowie systematische Gefährdungsbeurteilungen reduzieren Risiken nachhaltig.

„Führungskräfte spielen eine zentrale Rolle bei der Gewaltprävention“, betont Mara Rick. „Eine Unternehmenskultur, die Gewalt nicht toleriert, und ein offener Umgang mit dem Thema sind ebenso wichtig wie die enge Nachsorge für Betroffene.“ 

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