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Das bringt uns mehr
Pflege-Kraft!

Diese 13 Schwerpunkte sehen Pflegekräfte sowie Leitungs- und Führungspersonal als zentral an.

Berufsimage verbessern

Zentral für sehr viele Teilnehmende der Aktion „Mehr Pflege-Kraft“ ist, die Attraktivität der Pflegeberufe zu steigern. Wichtig ist das nicht nur für die Selbstwahrnehmung und Wertschätzung der Pflegekräfte, sondern auch bei der Gewinnung neuer Arbeitskräfte. Die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege spielt gesamtgesellschaftlich eine extrem wichtige Rolle. Sie ist ein hochanspruchsvolles Berufsfeld, das Menschen mit Fach- und sozialer Kompetenz, Ausdauer und systemischem Denken braucht. Das Bild der Pflege soll in der Öffentlichkeit positiver dargestellt werden. Das soll nicht nur durch die Politik, Kampagnen und die Medien erreicht werden, sondern auch durch Eigeninitiativen der Pflegeeinrichtungen. Zum Beispiel berichten Einrichtungen von regelmäßigen Schüleraustauschen und -praktika oder von dem Wunsch, attraktive Inhalte des Pflegeberufs stärker auf Messen und Plattformen zu präsentieren. Auch die betriebsinterne Wertschätzung durch den Arbeitgeber ist für viele Pflegekräfte ein zentraler Punkt für die täglich erlebte Anerkennung.

Selbstverwaltung und Mitsprache

Qualifizierte Pflegekräfte möchten mehr Mitspracherecht. Das reicht von eigenverantwortlicher Dienstplangestaltung über den Wunsch von mehr multidisziplinären Besprechungen bis hin zu Fragen der pflegerischen Versorgung. Gerade im letztgenannten Bereich fordern viele Pflegekräfte einen Austausch auf Augenhöhe mit allen Beteiligten, eigene Entscheidungsbefugnisse sowie einen klar definierten Aufgabenkatalog für die Praxis. Wichtig ist es den in der Pflege Tätigen zudem, zum Beispiel durch eine Selbstverwaltung mehr in politische Entscheidungsprozesse eingebunden zu werden. 

Klare Arbeitszeiten

Ein anspruchsvoller Job braucht einen verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Arbeitskraft. Dazu gehören für viele Pflegekräfte: klare Regelarbeits-, Übergabe- und Pausenzeiten, klare Übergänge von Nacht- zu Tagdiensten (und umgekehrt), eine maximale Anzahl von Diensten in Folge, geregelte Wochenenden, Arbeitszeitkonten und Obergrenzen für Überstunden. Zusätzlich sollten Führungskräfte fundierte und verpflichtete Qualifikationen mitbringen, ihre Teams motivieren sowie Leistung anerkennen.

Personal gut einsetzen

Gute Pflege braucht ausreichend viele Pflegefachkräfte. Hier sprechen sich die Teilnehmenden für die Erhöhung der Personalschlüssel und für bundesweit gültige Kontrollen aus. Zudem nennen sie: eine Mindestpersonaldecke bei Nachtschichten, einen gesunden Mix aus Teil- und Vollarbeitskräften und eine Aufstockung mit Hilfskräften und Alltagsbegleitern. Außerdem gibt es den Wunsch, mehr auf die Bedürfnisse von älterem Pflegepersonal ab 50 Jahren einzugehen – beispielsweise durch eine reduzierbare Wochenarbeitszeit oder Altersteilzeit inklusive Rentenbezug.

Arbeitsorganisation und -bedingungen

Qualifikation muss sich im Arbeitsalltag widerspiegeln. In diesem Feld geht es in vielen Vorschlägen darum, Pflege(fach)kräfte mit unterschiedlichen Qualifikationen und Fähigkeiten auch entsprechend differenziert einzusetzen. Gefordert werden eine klare Aufgabenteilung und Festlegung von Verantwortlichkeiten zwischen Fachaufgaben, Servicetätigkeiten und Hilfsarbeiten. Daraus resultiert auch eine Professionalisierung der Pflege, wie beispielsweise ein Tandemverfahren, das dem Fachpersonal Hilfskräfte zur Seite stellt. In der stationären Pflege erachten viele eine Aufstockung der Sozialen Dienste als hilfreich.

Selbstpflege und Erholung

Pflege der Pflegenden: Um den gesundheitlichen Belastungen für Pflegekräfte vorzubeugen, möchten viele das Betriebliche Gesundheitsmanagement stärken. Dazu gehören regelmäßige psychosoziale und psychologische Betreuung, Vorsorgetherapien sowie Sportangebote. Zudem nennen viele den Wunsch nach einem schnelleren Zugang zu qualifizierter Hilfe, wenn es zu Überforderung oder zu Überlastung kommt.

Mehr Pflegezeit

Mehr Pflegezeit für Patientinnen und Patienten ist ebenfalls ein wichtiges Ziel. Um das zu erreichen, schlagen Pflegekräfte vor, die Aufgabenteilung zwischen Fach- und Hilfskräften zu erleichtern und so für eine spürbare Entlastung im Betrieb zu sorgen. Zu besseren und planbareren Arbeitsbedingungen könnten zudem ein Bürokratieabbau durch digitale Dokumentation und technische Lösungen führen. Hilfreich sind außerdem ausreichende Pflegehilfsmittel und Arbeitsmaterialien.

Bildung besser fördern

Ausbildung schafft Perspektiven. Um die gesellschaftliche Anerkennung zu erhöhen, möchten viele Teilnehmende eine Akademisierung der Pflege konsequent umsetzen. Dabei gilt es, für akademisch qualifizierte Pflegekräfte entsprechende Einsatzorte, Entwicklungsperspektiven und Karrierechancen zu schaffen. Einen hohen Stellenwert nehmen auch Nach- und Spezialqualifizierungen sowie eine Pflicht zu Mindestfortbildungsstunden ein, die mit mehr Verantwortung und finanziellen Anreizen einhergehen sollen.

Besser vergüten

Mehr Anerkennung durch bessere Bezahlung: Alle an der Pflege beteiligten Berufsgruppen fordern eine höhere Vergütung. Dabei gehen die Vorschläge von höheren Grundgehältern und Stundenlöhnen über Qualifikationszusatzzahlungen bis hin zu Vergütung nach gezeigter Einsatzbereitschaft. Als weitere mögliche Verbesserung werden Zulagen genannt – zum Beispiel für Wochenend- und Feiertagsschichten, Rufbereitschaften, Springerdienste, Bereichszulagen sowie für das Arbeiten in unterbesetzten Teams. Manche schlagen eine generelle, bundesweit gültige und tariflich gebundene Regelung von Gehältern und Zulagen vor. Zusätzliche Anreize sehen viele in Vergünstigungen wie Steuerfreiheiten und Steuererlassen oder Zuschüssen für bestimmte Aktivitäten. Nicht zuletzt fordern einige wegen der hohen psychischen und physischen Belastung auch ein früheres Renteneintrittsalter.

Gesundheit finanzierbar machen

Pflege darf keinen Warencharakter erhalten. Einige Teilnehmende schlagen vor, den Gesundheitssektor zu entprivatisieren, an den öffentlichen Dienst anzugliedern und die Pflege in kommunale Hand zu legen. Andere fordern eine Deckelung der Gewinne und dass alle Überschüsse in die Finanzierung des Pflegepersonals investiert werden sollten. Außerdem wird für den vollstationären Sektor mehr Transparenz hinsichtlich Investitionen und personeller Ausstattung gefordert.

Gesetze können helfen

Einige Kommentare beinhalten Ideen, die auf gesetzgeberischer Ebene geregelt werden könnten: Allen voran ist das ein verlässlicher Personalschlüssel und seine regelmäßige Prüfung. Zudem gibt es hier den Wunsch, die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes besser zu überprüfen. Auch wird vorgeschlagen, eine maximale, altersabhängige Anzahl an Überstunden festzuschreiben. Nicht zuletzt sollen Pflegende besser vor An- oder Übergriffen geschützt werden und Pflegeeinrichtungen zu ent sprechenden Konzepten verpflichtet werden.

Ausländisches Personal als Zugewinn

Fachkräfte aus dem Ausland sind ein wertvoller Zugewinn an Pflege-Kraft. Jedoch braucht es einheitliche, EU-weit funktionierende Regelungen, welche die Qualifikation in Anerkennungsverfahren richtig einschätzen. Das gilt für Nachqualifizierungen genauso wie für die Anerkennung von Abschlüssen aus dem Ausland. Das Beherrschen der deutschen Sprache sowie entsprechende Qualifikationsangebote und Pflichten sind ein gefordertes Mindestmaß. Nicht nur für eine gesellschaftliche Integration, sondern insbesondere auch, um den umfangreichen Dokumentationspflichten Folge zu leisten und im Arbeitsalltag bestehen zu können. Zudem müsse es so einige Kommentare, auch weitere Integrationsangebote für in Deutschland lebende Pflegekräfte geben.

Kontrolle muss sein

Klare Regelungen müssen auch überprüft werden. Um gute Arbeitsbedingungen zu gewährleisten, regen einige Pflegekräfte unabhängige und regelmäßige Kontrollen von Einrichtungen an. Als kontrollwürdig empfinden viele insbesondere die Wochenarbeitszeit, Pausenzeiten, Regeln für Sonn- und Feiertagsarbeit sowie Überstunden. Weitere Prüffaktoren sind für sie der Personalschlüssel, die Einhaltung von Verfahrensanweisungen, die Qualifikation, Expertenstandards und Hygienebestimmungen. Kontrollen fordern viele nicht nur, um zu sanktionieren und zu strafen, sondern vor allem damit Aufsichtsbehörden die Veränderungsprozesse besser begleiten können. Die meisten bevorzugen unabhängige, staatliche Lösungen.

Abschlussbericht zur operativen Vorauswertung der Antworten der Aktion „Mehr-Pflege-Kraft“

Zusammenfassung des Abschlussberichts der Aktion „Mehr-Pflege-Kraft“