
Das Potenzial pflegerischen Handelns in der ambulanten Primärversorgung ist in Deutschland bislang noch nicht ausgeschöpft – etwa in sozial benachteiligten Quartieren. Hier setzt ein Konzept der Community Health Nurse (CHN) auf Masterniveau an. Das Modellprojekt CoSta in Hamburg hat das Konzept erstmals in einer Großstadt in Deutschland erprobt.
Dem internationalen Vorbild folgend, könnten CHNs künftig eine Schlüsselrolle in einer gemeinsam organisierten Versorgung spielen. Mit einem Mix aus Beratung, Begleitung und pflegerischen Interventionen gehen sie auf die Bedürfnisse der zu versorgenden Menschen ein. CHNs arbeiten vernetzt und stellen ein niedrigschwelliges und aufsuchendes Versorgungsangebot zur Verfügung.
Dies zeigt auch das Projekt „Community Health Nursing in der Stadt – Schließung einer Versorgungslücke“ (CoSta) aus Hamburg. Im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt entwickelte und testete ein Team der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg in Kooperation mit dem Praxispartner, die Poliklinik Veddel das erste CHN-Konzept in einem sozial benachteiligten Quartier einer deutschen Großstadt. „Wir wollten herausfinden, wie der konkrete Einsatz der CHN in der Stadt dazu beitragen kann, die gesundheitsbezogene Lebensqualität, das Selbstmanagement, die Gesundheitskompetenz sowie die soziale Chancengleichheit von chronisch erkrankten Menschen zu erhöhen“, sagt Prof. Corinna Petersen-Ewert, Professorin an der HAW Hamburg, als Leiterin des CoSta-Projekts.
Im Zeitraum von 2020 bis 2023 wurden im Projekt chronisch Erkrankte des Stadtteils Hamburg Veddel – ein im Vergleich zu anderen Stadtgebieten eher unterversorgtes Quartier in Bezug auf die Gesundheitsversorgung – nach dem CHN-Konzept versorgt und wissenschaftlich begleitet. Dies beinhaltete eine Pflegesprechstunde, Hausbesuche und Schulungen, die von Pflegefachpersonen auf Masterniveau durchgeführt wurden. Effekte ihrer Tätigkeiten wurden anhand von Forschungsfragen in einer einjährigen Interventionsstudie wissenschaftlich analysiert. Die digitale Fachanwendung von Gesundheits-Apps, im Rahmen von Hausbesuchen, wurde ebenfalls evaluiert. Auf Basis der Ergebnisse konnten die Forschenden Handlungsempfehlungen entwickeln. „Das Berufsbild der CHN bietet die Chance, bestehende Versorgungslücken zu schließen und ein niedrigschwelliges Angebot zu etablieren“, bilanziert Prof. Corinna Petersen-Ewert. „Unsere Studie hat bestätigt, dass die komplexe Versorgung bei Menschen mit hoher Krankheitslast patientenorientiert und bedarfsgerecht ausgerichtet sein muss, um Schnittstellen abzubauen.“
Vor diesem Hintergrund sehen die Projektbeteiligten ihre Ergebnisse als wichtigen Beitrag für den weiteren Diskurs um eine Stärkung der Pflege in der kommunalen Daseinsvorsorge. Nutzen Sie die Gelegenheit, mit der Projektleiterin ins Gespräch zu kommen und nehmen Sie an unserem Praxisdialog am 12. Juni teil.
Gemeinsam organisierte Versorgung: Das Berufsbild der Community Health Nurse (CHN) im Fokus
Im digitalen Praxisdialog am 12. Juni um 11 Uhr gehen wir dem Berufsbild der CHN näher auf den Grund. Prof. Oliver Herber, Professor für Community Health Nursing an der Universität Witten/Herdecke, wird mögliche Handlungsfelder für den Einsatz von Community Health Nurses in Deutschland vorstellen. Prof. Corinna Petersen-Ewert, Professorin an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg, wird als Leiterin des CoSta-Projekts einen Einblick in die Aufgaben, Tätigkeiten und Herausforderungen einer CHN geben. Nutzen Sie den Praxisdialog und diskutieren Sie mit!