Arbeitszeiten und Dienstpläne sind zentrale Stellschrauben für die Zufriedenheit von Mitarbeitenden in der Pflege, insbesondere auch mit der Herausforderung von Personalmangel und Personalausfall. Thomas Burghoff leitet selbst eine stationäre Pflegeeinrichtung und arbeitet freiberuflich als Coach im Rahmen des GAP-Projektes „Gute Arbeitsbedingungen in der Pflege zur Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf“ der Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung. Im Interview berichtet er von seiner Arbeit.
Thomas Burghoff leitet in Süddeutschland eine stationäre Pflegeeinrichtung mit 120 Pflegebedürftigen und angeschlossenem Hospiz. Freiberuflich coacht er im Rahmen des GAP-Projektes stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen. So erarbeitet er aktuell mit zwei Pflegeeinrichtungen individuelle Konzepte zur Arbeitszeit- und Dienstplangestaltung. Wir haben ihn nach seinen Erfahrungen befragt.
Was für Einrichtungen betreuen Sie als Coach und welche Themenfelder bearbeiten Sie im Zusammenhang mit dem GAP-Projekt?
Thomas Burghoff: Aktuell berate ich drei stationäre Pflegeeinrichtungen und einen ambulanten Pflegedienst. Bei einer der Pflegeeinrichtungen geht es gerade darum, die Arbeitszeitorganisation von der 5,5-Tage-Woche auf die 5-Tage-Woche umzustellen. Bei einer zweiten Einrichtung arbeiten wir an einer verbesserten Dienstplangestaltung, die für mehr Zufriedenheit und bessere Arbeitsbedingungen sorgen soll. Nach einer langen gemeinsamen Phase der Erarbeitung sind wir in beiden Einrichtungen derzeit dabei, die Konzepte zu erproben.
Wie sieht die Arbeit als Coach aus?
Thomas Burghoff: Auch wenn nahezu alle Einrichtungen vor den gleichen Problemen stehen – Personalmangel, Personalausfall, fehlende Ausfallkonzepte etc. – so sind die Einrichtungen aufgrund der handelnden Personen sehr unterschiedlich. Daher gibt es nie eine einheitliche Lösung, sondern jede Einrichtung muss hier ihren eigenen Weg finden, in Projektgruppen Lösungsansätze erarbeiten und umsetzen. Wir Coaches begleiten den Prozess, geben Hilfe und moderieren.
Was können konkrete Lösungen sein?
Thomas Burghoff: Es gibt natürlich allgemeine Instrumente, um einen Dienstplan verlässlich und fair zu gestalten: Langes Vorausplanen, verschiedene „Dienstarten“ wie Springer-, Standby- oder Jokerdienste. Aber jede Einrichtung muss hier individuell beurteilen, was tatsächlich in dem jeweils gesteckten Rahmen umsetzbar ist. Oder ein anderes Beispiel: Der verstärkte Wunsch vieler Mitarbeitenden, im Homeoffice zu arbeiten. Das kann durchaus auch in der Pflege sinnvoll sein und für Entlastung sorgen, wenn es darum geht, Verwaltungsaufgaben fernab des Alltagsgeschäftes durchzuführen. Aber natürlich funktioniert das nicht für Jede und Jeden und auch nicht für jede Einrichtung in gleichem Maße. Aber es gibt Möglichkeiten, auch diesen Wunsch zu berücksichtigen. Dazu muss man die Frage aufnehmen und individuell bearbeiten, um zu einer für alle tragbaren Lösung zu kommen.
Welche Hürden beobachten Sie bei der Umsetzung?
Thomas Burghoff: Wie gut die gemeinsame Erarbeitung von Lösungen gelingt, hängt wie gesagt maßgeblich von den handelnden Personen ab. Stehen die Führungskräfte hinter dem Projekt und beteiligen sich aktiv im Prozess, umso nachhaltiger und zufriedenstellender sind die Ergebnisse. Je mehr Problembewusstsein und Transparenz herrschen, desto einfacher ist es auch, einen Veränderungsprozess anzustoßen und durchzuführen. Natürlich kostet so eine Beratung im Rahmen des GAP-Projektes auch Zeit. Aber die Erfahrungen zeigen, dass am Ende eines solchen Prozesses nicht nur eine tragfähige, weil passgenaue Lösung steht, sondern die Einrichtungen auch die Kompetenz entwickelt haben, weitere Themenfelder wie Führung, Personalentwicklung etc. im Anschluss selbst anzugehen und zu bearbeiten.