Illustration eines Mannes im Anzug mit einer leeren Sprechblase, der neben einem sich umarmenden Mutter mit Kind gestikuliert. Verschiedene orangefarbene Kreise und abstrakte Linien umgeben sie vor einem hellgrauen Hintergrund.

Im Mai 2023 wurden die Ergebnisse einer vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Studie zur Arbeitsplatzsituation in der Akut- und Langzeitpflege veröffentlicht. Sie geben Aufschluss darüber, was sich beruflich Pflegende wünschen und welche Maßnahmen zukünftig sinnvoll sind, um die Arbeitsbedingungen in der Pflege weiter zu verbessern. Zentral dabei: die Vereinbarkeit von familiärer Pflege, Familie und Beruf. Sie hat das größte Potenzial, Mitarbeitende an das eigene Unternehmen zu binden und die Bereitschaft zur Aufstockung der Arbeitszeit zu erhöhen. 

Klarheit über die eigenen Bedingungen wichtig 

Wie aber lässt sich eine familienfreundliche Unternehmenskultur in Pflegeeinrichtungen etablieren oder ausbauen, die zu einer besseren Vereinbarkeit führt? Michael Groß ist Coach im Projekt "Gute Arbeitsbedingungen in der Pflege zur Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf (GAP)" der Pflegebevollmächtigten Frau Claudia Moll (MdB) und erarbeitet gemeinsam mit beteiligten Einrichtungen konkrete Maßnahmen. „Dabei geht es gar nicht immer nur um die ganz großen Themen“, so Groß. „Kaum eine Einrichtung wird eine eigene Betriebs-Kita einrichten. Das ist aber auch nicht notwendig: Mitarbeitende in privaten Care-Situationen – sei es als Eltern oder als pflegende Angehörige – wünschen sich vor allem handfeste Unterstützung, gute Informationen, Verständnis im Team und flexible Reaktionsmöglichkeiten.“ Für ihn geht es zunächst darum, das Thema ins Bewusstsein zu heben. So würden zum Beispiel die professionell Pflegenden, die in ihrer Freizeit zusätzlich als pflegende Angehörige gefordert sind, im betrieblichen Kontext oft übersehen. 

Bedarfsanalyse und gemeinsamer Prozess mit den Mitarbeitenden  

Beratungen im Rahmen von GAP starten grundsätzlich mit einer umfassenden Bedarfsanalyse, die verschiedene Aspekte der Vereinbarkeit beleuchtet und Verbesserungspotentiale aufzeigt. Auch wenn es verschiedene „Leitfäden“ im GAP-Projekt gibt, die sich mit einer familienfreundlichen Unternehmenskultur beschäftigen, gibt es keine Universallösungen, die für jede Pflegeeinrichtung passen, weiß Groß zu berichten: „Lösungen müssen zur Einrichtung und den Mitarbeitenden passen.“  

In Projektgruppen werden konkrete Ideen und Lösungen gesucht, um die Vereinbarkeit zu verbessern. „Meist sind das sehr viele verschiedene, kleinere und größere Maßnahmen und Ideen, die auf diese Weise zusammenkommen“, so Groß. Thematisch reicht das Spektrum von Informations- und Kommunikationsangeboten über Fragen der Beschäftigung während und nach der Elternzeit, die Unterstützung im Pflegefall bis hin zu Betreuungskonzepten für die Kinder. Im Rahmen des Praxisdialogs am 7. Dezember wird Michael Groß einige dieser Lösungen vorstellen.  

„Jede Einrichtung hat zudem individuelle Rahmenbedingungen, nach denen beurteilt werden muss, was umsetzbar ist und was nicht“, sagt Groß aus Erfahrung. Ein zentraler Punkt ist ihm sehr wichtig: alle Prozesse zur Familienfreundlichkeit werden gemeinsam mit den Mitarbeitenden erarbeitet, damit am Ende praktikable Lösungen entstehen. Groß: “Das ist ein Prozess, der dazu beiträgt, die Kultur in dem jeweiligen Unternehmen nachhaltig zu verändern.“  Familienfreundliche Arbeitsbedingungen, davon ist er überzeugt, sind ein Strukturmerkmal für ein modernes Pflegeunternehmen und oft gar nicht schwer umzusetzen – aber essentiell für die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden.   

Gute Arbeitsbedingungen in der Pflege zur Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf (GAP)