Das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) geförderte Projekt „Pflege:Zeit“ untersucht im Rahmen der Förderrichtlinie „Organisationale Resilienz der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA)“ neue Möglichkeiten der Arbeitszeitgestaltung im Bereich der Pflege. Dazu entwickelt und erprobt „Pflege:Zeit“ gemeinsam mit dem Praxispartner des Projekts, der Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach, verschiedene Arbeitszeitmodelle, die sich auch an den Lebensphasen und Bedarfen der Mitarbeitenden in der stationären Langzeitpflege orientieren. Wissenschaftlich wird das Projekt durch das Institut Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen begleitet.

„Es gibt verschiedene Dimensionen und Erwartungshaltungen, die in das Projekt einfließen“, erklärt Dr. Heidrun Großmann, Projektmitarbeiterin für „Pflege:Zeit“ bei der MA&T Sell & Partner GmbH, das als unabhängiges Forschungs- und Beratungsinstiut das Projekt „Pflege:Zeit“ koordiniert. „Wir sehen bereits, dass das Projekt weit über den reinen Fokus auf Arbeitszeit hinausgehen wird.“

Startpunkt des Projekts ist eine Praxis-Analyse von neuen Arbeitszeitmodellen in der Pflegebranche. Erste Auswertungen deuten an, dass die Berücksichtigung individueller Bedarfe und Wünsche bei der Arbeitszeitgestaltung ein wichtiger Faktor für die Mitarbeitenden ist – nicht nur mit Blick auf die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf, sondern auch hinsichtlich der eigenen Souveränität über Arbeitszeiten und einer möglichen Mitbestimmung oder Mitgestaltung.

Auf der Seite der Pflegeeinrichtungen wiederum geht es vor allem darum, Personalbesetzung sicherzustellen und die eigene Attraktivität als Arbeitgebender zu steigern. Sie erhoffen sich von neuen Arbeitszeitmodellen mehrere Wettbewerbsvorteile – zum Beispiel, um langfristig auf Zeitarbeit zu verzichten und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu steigern. Gleichzeitig sollen innovative Arbeitszeitmodelle zu einer zuverlässigeren Dienstplangestaltung führen und zu einer hohen Qualität der pflegerischen Versorgung beitragen.

Nach der Analysephase werden die gesammelten Ideen in Workshops diskutiert, ausgestaltet, an Rahmenbedingungen der Einrichtung angepasst, und für die Erprobung vorbereitet. Ab Mai 2024 werden verschiedene Ansätze zur Arbeitszeitgestaltung  beispielhaft im Altenheim Hardterbroich der Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach,pilotiert. „Die Implementierung flexibler Arbeitszeitgestaltung in Pflegeeinrichtungen erfordert nicht nur Mut und Innovationsbereitschaft, sondern auch eine den Erfordernissen entsprechende Personalausstattung. Außerdem können neue Arbeitszeitmodelle mit erhöhten Kosten verbunden sein, insbesondere wenn damit einhergehende Ausfallmanagement-Systeme eingeführt werden müssen“, betont Laura Schröer, Projektmitarbeiterin des IAT. „Dafür ermöglicht uns der INQA-Experimentierraum, innovative Ideen über einen längeren Zeitraum zu testen. Dabei werden nicht nur die individuellen und betrieblichen Bedarfe ermittelt, sondern auch, ob sich die Krisenfestigkeit der Einrichtung, die sogenannte organisationale Resilienz, gesteigert hat.“

Anschließend werden die Erfahrungen der Mitarbeitenden und der Führungskräfte sowie die Ergebnisse einer externen Evaluation ausgewertet. Ziel des Projektes „Pflege:Zeit“ ist, die Projektergebnisse, die Erfahrungen und die neuen Konzepte weiterzugeben und unternehmensübergreifend nachhaltig in die Praxis zu übertragen.

Weitere Informationen sind auf der Projekthomepage abrufbar: www.projekt-pflegezeit.de

Praxisdialog: Flexible Arbeitszeitmodelle in der stationären Pflege auf dem Prüfstand

Im Praxisdialog am 16. Januar um 16 Uhr stellten Laura Schröer vom Institut Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen und Dr. Heidrun Großmann von MA&T Sell & Partner GmbH die ersten im Projekt gesammelten Erfahrungen vor. Hier finden Sie die Aufzeichnung und die Präsentation des Praxisdialogs inklusive der Ergebnisse der im Praxisdialog integrierten interaktiven Abfrage.

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