Die Sommer werden heißer und Hitzeperioden nehmen auch in Deutschland immer mehr zu. Aufgrund des zumeist hohen Alters und vorhandener Vorerkrankungen besteht für Bewohnerinnen und Bewohner von stationären Pflegeeinrichtungen ein höheres Gesundheitsrisiko. Auch für Pflegefachpersonen, die im engen Kontakt mit den Pflegebedürftigen stehen und für eine kontinuierliche professionelle pflegerische Versorgung verantwortlich sind, bedeuten Hitzeperioden eine zusätzliche Belastung. Das kann Auswirkungen auf die Qualität der pflegerischen Versorgung und auf den individuellen Gesundheitszustand der Mitarbeitenden haben.

Um diese komplexe Gesamtsituation in der stationären Pflege bei Hitzeperioden umfassend abzubilden, wurde Ende 2022 das Projekt HIGELA ins Leben gerufen: "Hitzeresiliente und gesundheitsfördernde Lebens- und Arbeitsbedingungen in der stationären Pflege". HIGELA ist auf drei Jahre angelegt und wird in fünf Projektregionen umgesetzt – als gemeinsame Kooperation der KLUG, des BKK DV und dem AWO Bundesverband e.V.. Beteiligt sind circa 30 Einrichtungen in Regionen mit besonders vielen klimatischen Extremen wie Oberbayern, Sachsen-West, Mittelrhein, Rheinland und Württemberg. „Wichtige Erkenntnis unserer bisherigen Beobachtungen ist, dass ein wesentlich strukturierteres Vorgehen und eine Vielzahl von Anpassungsmaßnahmen als bisher nötig sind, um die Hitzeresilienz in stationären Einrichtungen zu stärken“, sagt Elisabeth Olfermann vom AWO Bundesverband und Projektleiterin von HIGELA.

Dabei nehmen die Partnerinnen und Partner sowohl die Struktur als auch das betriebliche Gesundheitsmanagement der Pflegeeinrichtungen in den Blick. Die Kooperation zielt zum einen darauf, präventive Maßnahmen zum Hitzeschutz wie Muster-Maßnahmenpläne und Hitzeleitlinien zu entwickeln und zu erproben. Zum anderen wollen die Partnerinnen und Partner im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements Pflegekräfte verstärkt für das Thema Hitzeschutz und den Schutz der eigenen Gesundheit sensibilisieren. Denn ihnen kommt eine zentrale Rolle zu: durch eine fachkompetente, individuelle Begleitung von Menschen mit Pflegebedarf können sie gezielt und aktiv dabei unterstützen, ein klimaresistentes Gesundheitssystem aufzubauen. Langfristiges Ziel des Projekts ist es, dass die hier entwickelten Schulungs- und Umsetzungskonzepte zum Hitzeschutz perspektivisch in allen Pflegeeinrichtungen in Deutschland zum Einsatz kommen können.

„Das Gesundheitswesen, Organisationen und Einrichtungen sind gefordert, sich lang-, mittel und kurzfristig auf Hitzeperioden mit konkreten und verbindlichen Handlungsszenarien vorzubereiten“, betont Olfermann. Die Palette der möglichen Maßnahmen ist dabei breit gefächert und reicht von niedrigschwelligen hauswirtschaftlichen Tätigkeiten über eine Anpassung der Gebäudetechnik, der hitzeresilienten Gestaltung von Außenanlagen, dem Anpassen von Medikation, Ernährung und Arbeitskleidung bis hin zu einer Änderung der Pflegeprozessplanung. Olfermann: „Wichtig ist, dass bereits jetzt einrichtungsbezogene Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden, um vulnerable Gruppen zukünftig besser vor Hitze schützen zu können.“ Daher verfolgt das Projekt eine mehrstufige Ausrichtung: In einem ersten Schritt geht es um kurzfristig umzusetzende Maßnahmen. Anschließend werden über Workshops und fortlaufende Veranstaltungen langfristige Konzepte entwickelt, um beruflich Pflegende, Pflegebedürftige sowie An- und Zugehörige systematisch im Umgang mit Hitzewellen fit zu machen.

Mehr Hitzeresilienz in der stationären Pflege

Sie sind interessiert, mehr über dieses Thema zu erfahren? Im Praxisdialog am 17. August um 11 Uhr stellen Elisabeth Olfermann (AWO Bundesverband e.V.) und David Vogel (Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V.) das Projekt vor. Melden Sie sich unter praxisdialog@pflegenetzwerk-deutschland.de an!

Arbeitsbedingungen