Pflege ist Teamarbeit. Nur ein physisch und psychisch gesundes Team kann die hohen Anforderungen des Pflegeberufs adäquat meistern. Doch wie gelingt es in der Praxis, Teams gesund zu halten und wie wird frühzeitig erkannt, wenn sich Überlastungen ankündigen?
Die betriebliche Gesundheitsförderung ist auch für Pflegekräfte immer stärker auf der Agenda. Mit dem Pflegepersonal-Stärkungsgesetz (PpSG) aus dem Jahr 2019 hat der Gesetzgeber wichtige Schritte getan, um die Basis für konkrete Maßnahmen zu legen. Die in der Nationalen Präventionskonferenz zusammenarbeitenden Träger der gesetzlichen Unfall-, Kranken- und Rentenversicherung sowie die private Krankenversicherung verfolgen gemeinsam das Ziel, sichere und gesunde Rahmen- bzw. Arbeitsbedingungen für beruflich, familiär und ehrenamtlich Pflegende zu schaffen, sie in ihren Gesundheitsressourcen zu stärken, gesundheitliche Belastungen abzubauen und dadurch ihre Arbeitsfähigkeit bzw. ihren Gesundheitszustand zu erhalten. Inzwischen gibt es auf Seiten der Leistungsträger immer mehr Angebote. Eine gemeinsame BGF-Koordinierungsstelle informiert zudem über „Gesunde Mitarbeitende in der Pflege“ (hier weitere Informationen).
Welche konkreten Angebote in der Pflegepraxis umgesetzt werden können, zeigt unter anderem das Beispiel der Unfallkasse Rheinland-Pfalz. Seit 2015 gibt es in Kooperation mit dem Landeskrankenhaus Rheinland-Pfalz das Projekt Tea(m)Time: Durch regelmäßige Teambesprechungen werden hier Belastungen der Teammitglieder strukturiert und gesundheitsorientiert erhoben und bearbeitet.
Wie Sonja Wittmann von der Unfallkasse Rheinland-Pfalz berichtet, bedeutet Tea(m)Time dabei, dass die Mitglieder eines Pflege-Teams verbindlich alle drei bis vier Wochen für eine Dreiviertelstunde zusammenkommen, um in einem geschützten Raum über ihre Gesundheit und ihrer Arbeitsbelastung zu sprechen. Welche Berufs- oder Personengruppen als Team zu verstehen sind, wird jeweils klinikintern definiert. Eine Führungskraft moderiert das Treffen und hilft dabei, arbeitsbedingte Belastungen zu identifizieren. Auf diese Weise gibt Tea(m)Time einen klaren Kommunikationsrahmen vor, in dem sowohl physische als auch psychische Belastungen standardisiert erhoben werden. Dabei geht es nicht nur um Analyse: Gleichzeitig werden gemeinsam Lösungsansätze diskutiert und so weit wie möglich umgesetzt.
Dass das Format angenommen wird und der Pilotphase entwachsen ist, zeigt auch der Evaluationsbericht der Unfallkasse (Download des Berichtes). Zudem ist Tea(m)Time inzwischen offiziell als Konzept zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen nach dem Arbeitsschutzgesetz anerkannt.