Das Modellprogramm des GKV-Spitzenverbands nach § 125a SGB XI wird von 2022 bis 2025 mit 10 Millionen Euro aus dem Ausgleichsfonds der Pflegeversicherung gefördert (hier mehr erfahren – Link auf Artikel ‚Telepflege im Praxistest‘). Bundesweit erproben zwölf Einrichtungen unterschiedliche Anwendungsfelder – von der Videoberatung bis zu Televisiten. Ziel ist es, bis 2027 fundierte Empfehlungen zu entwickeln, wie Telepflege dauerhaft in die Pflegeleistungen integriert werden kann.

Anwendungen im Alltag

Eine der zwölf Einrichtungen im Modellprogramm ist die Evangelische Stadtmission Karlsruhe Sozialstation gGmbH Stadtmission. Sie betreibt im gesamten Stadtgebiet Seniorenzentren und ambulante Dienste mit unterschiedlichen Schwerpunkten – von Demenzerkrankungen bis hin zu palliativer Begleitung. „Wir haben uns früh auf den Weg gemacht und wollten Teil des Modellprogramms sein, weil wir digital gut ausgestattet sind und uns die Telepflege neue Möglichkeiten eröffnet“, erklärt Kai Käßhöfer, Geschäftsführer der Evangelischen Stadtmission Karlsruhe Sozialstation gGmbH.

Wie in allen geförderten Projekten des Modellprogramms ging es auch in Karlsruhe um videogestützte Beratungsangebote, die erprobt wurden. Dazu zählen:

  • Regelmäßige Beratungen von Pflegegeldempfängern, die oft sehr zeitintensiv sind.
  • Beratung bei der Inanspruchnahme von Pflegeleistungen, wenn zum Beispiel der Pflegebedürftige und die Angehörigen an verschiedenen Orten leben.
  • Kollegiale Unterstützung, etwa bei Rücksprachen zur Wundversorgung oder bei Sprachbarrieren.

„Tatsächlich hat sich die Telepflege im Laufe des Programms schnell als festes Beratungstool bei uns etabliert und ist aus unserer täglichen Arbeit nicht mehr wegzudenken“, fast Käßhofer die Erfahrungen vor Ort zusammen. Für ihn ist klar: „Telepflege spart Wege, entlastet unsere Mitarbeitenden und sorgt für eine effizientere Ressourcennutzung – vor allem wenn Personal knapp ist.“ 

Natürlich habe es auch in Karlsruhe zunächst Hemmschwellen bei Pflegebedürftigen gegeben, berichtet Käßhöfer. Doch mit Geduld und Kommunikation lasse sich viel erreichen, so der Geschäftsführer: „Voraussetzung ist eine gewisse technische Affinität – aber die wächst, und wir sehen, dass auch ältere Menschen zunehmend gut mit den Angeboten umgehen können.“

Erfolgsfaktoren und nächste Schritte

Für Kai Käßhöfer ist außerdem klar: Telepflege funktioniert nur, wenn das Team überzeugt ist. Kolleginnen und Kollegen müssten die Anwendungen mittragen und aktiv einsetzen. Als nächste Entwicklungsschritte sieht er eine bessere Benutzerfreundlichkeit und neue Möglichkeiten durch Unterstützung mit Künstlicher Intelligenz: „Vorstellbar sind etwa Handlungsempfehlungen, wenn Vitalwerte erhoben wurden, oder Sprachsteuerung, die den Alltag erleichtert. So können wir die Versorgungsqualität noch besser sichern.“