„In der Pflege kommt es nicht darauf an, wer oder was man ist, sondern dass man Empathie mitbringt.“ – Kerstin

„Wenn man sich offen auf Menschen mit Demenz einlässt, bekommt man sehr viele ehrliche Empfindungen zurück, Kleinigkeiten bekommen große Bedeutung und eigene Alltagsprobleme erscheinen unwichtig.

In der Pflege kommt es nicht darauf an, wer oder was man ist, sondern dass man Empathie mitbringt. Es ist wichtig, sich selbst zurückzunehmen und die Menschen da abzuholen, wo sie sich gerade befinden. Wir im Demenzdorf der Julius Tönebön Stiftung gestalten unsere Arbeit so: In den Häusern mit ihren 13 Bewohnerinnen und Bewohnern wird gemeinsam gekocht, gewaschen, gesungen und gelebt. Die Bewohnerinnen und Bewohner können Dinge tun oder auch sein lassen, je nach ihrem aktuellen Bedürfnis. Solange sie nicht sich oder andere gefährden, intervenieren wir nicht. Wir korrigieren nicht ihr Verhalten, denn die Menschen denken sich etwas in ihrem Handeln und Tun.

Für Menschen mit Demenz wünsche ich mir, dass nicht die gesellschaftlichen Normen in den Vordergrund gestellt werden, sondern andere Menschen ihr ‚Anderssein‘ akzeptieren, nicht versuchen, sie zu korrigieren – sondern sie einfach ein Stück des Lebens begleiten.“

Kerstin ist Qualitätsmanagerin im Demenzdorf.

„Ich wünsche mir, dass wir ehrlich über Demenz sprechen, mehr aufklären und informieren.“ – Petra

„In der Arbeit mit an Demenz erkrankten Menschen erlebe ich die Sinnhaftigkeit des Lebens neu. Wesentlich ist für mich dabei, auch die Angehörigen zu unterstützen und sie zu ermutigen, den Weg der Erkrankung mitzugehen, damit der von ihnen geliebte Mensch würdevoll aus dem Leben scheiden kann.

Empathie in allen Lebensphasen der Demenz ist für mich der Schlüssel einer guten Pflege. Ruhe, Gelassenheit und eine Prise Humor gehören auch dazu – und natürlich der offene und ständige Austausch auf allen Ebenen: mit den Kolleginnen und Kollegen, mit den Angehörigen und zwischen den Institutionen und Einrichtungen, sodass wir voneinander lernen und vom Wissen anderer profitieren können. Die Pflege braucht sehr individualisierte Ansätze. Sie muss auf jeder einzelnen Biografie aufsetzen! In unserer Demenz-WG begegnen wir den Menschen auf Augenhöhe, aufrichtig und mit Herzenswärme. Würde und Vertrauen sind für mich die Schlüsselbegriffe, auf die es ankommt.

Ich wünsche mir, dass wir ehrlich über Demenz sprechen, mehr aufklären und informieren. Dabei ist auch ein anderer Blick auf die Krankheit wichtig. In der öffentlichen Kommunikation über Demenz fehlen mir oft die schönen Momente, die trotz der Krankheit bleiben. Auch in der Pflege, in den Krankenhäusern und anderen Institutionen brauchen wir mehr Wissen über die Erkrankung und mehr Fachpersonal. Für die Angehörigen wünsche ich mir eine bessere Unterstützung, nicht nur finanzieller Art.“

Petra ist Tierservicetherapeutin und Nachtwache.

„Jeder oder jede Einzelne hat seine bzw. ihre eigene Persönlichkeit und Biografie und muss als Individuum wahr- und ernstgenommen werden!“ – Bastian

„Die Betreuung von Demenzerkrankten ist für mich die schönste Arbeit der Pflege. Wenn man Menschen mit Demenz wirklich intensiv begleitet, kann man Ressourcen aktivieren und Potenziale entdecken, von denen man zunächst nichts ahnte.

Menschen mit Demenz zu pflegen, bedeutet für mich vor allem Verantwortung zu übernehmen. Dabei kommt es darauf an, die Welt durch die Augen der Erkrankten zu sehen, ihnen eine helfende Hand zu geben, sodass sie das größtmögliche Maß an Selbstbestimmung und Selbstständigkeit erhalten. Entscheidend ist, sich Zeit zu nehmen und Wesensveränderungen infolge der Krankheit verstehen zu lernen. Fatal ist, wenn nicht vorhandene Betreuungsmittel mit Medikamenten kompensiert und Demenzerkrankte wie Kinder behandeln werden. Jeder oder jene Einzelne hat seine bzw. ihre eigene Persönlichkeit und Biografie und muss als Individuum wahr- und ernstgenommen werden!

Ich wünsche mir, dass wir als Gesellschaft den besonderen Schutzbedarf von Menschen mit Demenz erkennen und neue Wege für eine demenzgerechte Kommunikation finden. Auch die Angehörigen, die leider oft bis zur eigenen Erschöpfung gehen müssen, brauchen mehr Unterstützung!“

Bastian ist Student und Betreuer in einer Demenz-WG.

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