Was für die praktische Umsetzung der Nationalen Demenzstrategie wichtig ist, diskutieren die Teilnehmenden im digitalen Praxisdialog zusammen mit Dr. Nils Dahl, Referent in der Abteilung „Pflegesicherung“ im Bundesministerium für Gesundheit.
Im September 2020 startete die Umsetzung der Nationalen Demenzstrategie (NDS), die von der Bundesregierung gemeinsam mit über 70 Partnern aus Politik, Gesellschaft und Forschung entwickelt wurde. Dieses breite gesellschaftlicheBündnis hat zum Ziel, ein neues Bewusstsein für das Thema Demenz in unserer Gesellschaft zu schaffen und die Lebenssituation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu verbessern. Über 160 Maßnahmen sollen dafür Schritt für Schritt umgesetzt werden. Im Zentrum des Praxisdialogs stand das Handlungsfeld 3, welches anstrebt, die medizinische und pflegerische Versorgung von Menschen mit Demenz in allen Versorgungssektoren weiter zu verbessern. Als wichtigste Punkte identifizierten die Teilnehmenden die differenzierte Betrachtung und Diagnose der unterschiedlichen Krankheitsbilder und die Schulung von qualifiziertem Personal.
Derzeit gibt es in Deutschland 1,6 Millionen Menschen mit Demenz, die meist von Angehörigen gepflegt und betreut werden. Viele Betroffene haben eine Hemmschwelle, sich Hilfe zu holen oder öffentlich über das Thema zu sprechen. Mehrere Teilnehmende des Praxisdialogs betonten daher, dass es wichtig sei, im Rahmen der NDS Unterstützungsangebote für die Betroffenen zu schaffen. Die Gesellschaft müsse für das Thema Demenz sensibilisiert und präventiv über die verschiedenen Krankheitsbilder aufgeklärt werden, damit Betroffene und ihre Angehörigen frühzeitig handeln können.
Sorgen haben viele Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser vor einer Überlastung ihrer Mitarbeitenden und vor hohen finanziellen Aufwendungen, denn eine erweiterte demenzsensible Spezialisierung braucht Kapazitäten in beiden Bereichen. An Ideenreichtum und Bereitschaft sich einzusetzen, mangele es nicht, berichtete eine medizinische Fachangestellte. Die Zusammenarbeit von Pflegefachpersonen und ehrenamtlichen Mitarbeitenden sollte intensiv gefördert werden: Ehrenamtliche leisten wichtige und verantwortungsvolle Arbeit, bei der sie mit noch mehr Pflegefachwissen begleitet werden sollten.
Konkrete Vernetzungsideen und -vorschläge der Teilnehmenden für einen intensiveren Austausch der Pflege mit Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen waren: ein stets verfügbares Demenztelefon für seelische Unterstützung, eine Chatbot-Plattform mit schneller Hilfeleistung oder auch die Verbreitung von Informationen und Unterstützungsangeboten wie dem Alzheimer-Telefon der Deutschen Alzheimer Gesellschaft in den Einrichtungen mithilfe von Plakaten, auf denen Ansprechpersonen zum Thema vor Ort genannt sind. Einige dieser Ideen werden in der Nationalen Demenzstrategie auch bereits angesprochen. Beispielsweise wird die Deutsche Alzheimer Gesellschaft ihre trägerunabhängige und anonyme Telefon- und E-Mail-Beratung ausbauen und stärker bewerben. Beratungsangebote (in den Kommunen) sollen verbessert und bestehende Informationsportale wie zum Beispiel der Wegweiser Demenz erweitert werden.
Miteinander über Demenz und die Situation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu sprechen ist der Grundbaustein für eine demenzsensible Pflege. Der Austausch im Praxisdialog leistet hierzu einen wichtigen Beitrag. Die Umsetzung der Maßnahmen aus der Nationalen Demenzstrategie wird in den kommenden Jahren von einem regelmäßigen Monitoring begleitet. In dieser Hinsicht werden sich mit Sicherheit weitere Möglichkeiten ergeben, sich vertieft zu hieran anknüpfenden Fragestellungen auszutauschen.