Illustration: Seniorin hält einen Pflanzentopf

Je nach sozialer, ethnischer und kultureller Herkunft bringen Pflegebedürftige unterschiedliche Bedürfnisse mit. Gute Pflege schließt ein, diese zu berücksichtigen. Die Voraussetzungen dafür sind, dass Pflegekräfte kultursensibel sind und sich Einrichtungen interkulturell öffnen. Ansätze für die Umsetzung in die Praxis stellt Gabriella Zanier vom Forum für eine kultursensible Altenhilfe vor. Das Forum setzt sich seit 2002 dafür ein, dass eingewanderte Seniorinnen und Senioren einen gleichberechtigten Zugang und eine gleichwertige Pflege erhalten.

  • Bewusstsein schaffen: Es ist wichtig, Bewusstsein über die eigene kulturelle Identität zu entwickeln und die eigenen Bilder und Annahme über andere Kulturen, Religionen und Minderheiten sowie Pflegeverständnisse selbstkritisch zu reflektieren.
  • Bedarfe wahrnehmen: Pflegekräfte sollten zeigen, dass sie verschiedenen Lebensstilen sowie kulturellen und religiösen Bedürfnissen offen gegenüberstehen, sie respektieren und wertschätzen. Das gelingt, wenn sie den Pflegebedürftigen zunächst zuhören, ihre Werte und Normen erkunden und den Pflegeprozess an den individuellen Bedarfen ausrichten. Relevante Themen können dabei zum Beispiel der Umgang mit Intimität und Scham oder Nähe und Distanz sein.
  • Verständigung ermöglichen: Sich in der Muttersprache unterhalten zu können gibt ein Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens und bestätigt die eigene kulturelle Identität. Mehrsprachigkeit unter den Pflegekräften ist eine Ausdrucksform von Interkulturalität und hilft, dass sich die Pflegebedürftigen wahrgenommen fühlen.
  • Individuelle kulturelle Identität und spirituelle Orientierung leben: Pflegebedürftige aller kulturellen Hintergründe sollten die Möglichkeit erhalten, ihre Traditionen und Gewohnheiten leben zu können. Dazu gehört zum Beispiel, dass entsprechende Festtage gewürdigt werden. Auch können Gerichte aus den verschiedenen Kulturen den Speiseplan ergänzen.
  • Interkulturelle Kompetenzen fördern: In Fort- und Weiterbildungen sollten Pflegekräfte die Möglichkeit erhalten, ihre kultursensiblen Kenntnisse und interkulturellen Kompetenzen zu erweitern, Erfahrungen zu teilen und Einstellungen zu reflektieren. Zudem können sie so den Pflegeprozess in ihrer Einrichtung vor dem Hintergrund des neu erworbenen Wissens überprüfen und anpassen. Mit der eLearning-Plattform „Vielfalt Pflegen“ haben Anbieter von Pflegedienstleistungen die Möglichkeit, die transkulturellen Kompetenzen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern. Sie kann zudem in der Ausbildung von Pflegekräften genutzt werden. Sie können sich digital und daher orts- und zeitunabhängig zum Thema „transkulturelle Pflege“ fortbilden und nach erfolgreichem Absolvieren der Module ein Zertifikat mit Fortbildungspunkten erhalten. Die Lernplattform wurde durch das Bundesministerium für Gesundheit gefördert und ist unter www.vielfalt-pflegen.info kostenfrei abrufbar.
  • Externe Ressourcen nutzen: Vernetzung und Kooperationen mit Migrantenorganisationen, -initiativen und Religionsgemeinschaften sind entscheidend für die Umstrukturierung der Pflegeeinrichtungen und die Anpassung und Erweiterung der Pflege-, Beratungs- und Betreuungsangebote (interkulturelle Öffnung), damit sich Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen wohlfühlen und eine bedürfnisgerechte Versorgung erfahren. 

Weitere Informationen finden Sie im Flyer „Gemeinsam Alter gestalten!“ und in der Handreichung „Für eine kultursensible Altenpflege“.

Worauf kommt es bei kultursensibler Altenpflege an?

Um diese Frage geht es im Praxisdialog am 10. Oktober um 14 Uhr. Gabriella Zanier vom Forum für eine kultursensible Altenhilfe gibt einen Einblick in die Arbeit des Vereins. Nutzen Sie die Gelegenheit zum Austausch.

Pflegequalität