Illustration: Frau mit Gehstock steht neben einer Pillenpackung und einem Medikamentenglas

Dr. Vanda Marujo aus der Abteilung für Infektionskrankheiten des Robert Koch-Instituts (RKI) kennt die Voraussetzungen und Möglichkeiten, antivirale Arzneimittel besonders für ältere und pflegebedürftige Menschen in der Langzeitpflege einzusetzen. In einem Praxisdialog hat sie mit dem Netzwerk dazu diskutiert und Aspekte für eine zeitnahe und sachgemäße Behandlung gesammelt:

  • Zusammenarbeit mit Ärztinnen und Ärzten stärken: Bei der Behandlung von Pflegebedürftigen kommt es auf eine gute Abstimmung zwischen der behandelnden Ärztin beziehungsweise dem behandelnden Arzt und den Pflegekräften an, um die Patientensicherheit im Blick zu behalten und die Therapie bei Bedarf anzupassen. Die enge Zusammenarbeit ist natürlich auch wichtig für Vorsorgemaßnahmen wie zum Beispiel Hygienemaßnahmen oder das Impfen. Das gilt bei vergleichsweise neuen Anwendungsfeldern wie einer Infektion durch SARS-CoV-2 ganz besonders. Die Zusammenarbeit reicht von der Identifikation der ersten Symptome über die Festlegung der Therapie bis hin zur Begleitung des Therapieeffekts einschließlich Nebenwirkungen. Auch Vertretungen auf beiden Seiten sollten über die jeweils aktuellen Risiken und die klinische Situation der Pflegebedürftigen im Bilde sein, um angemessen reagieren zu können. Dabei gilt es, schon im Vorfeld darüber zu informieren, wer im Fall einer Corona-Infektion mit antiviralen Medikamenten behandelt werden könnte und sollte.
  • Besonderheiten der Arzneimittel beachten: Die antiviralen Medikamente, die bei einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 zum Einsatz kommen können, unterscheiden sich in ihrem Profil der Kontraindikationen, in den Wechsel- und Nebenwirkungen sowie in der Art der Einnahme. Während Remdevisir beispielsweise intravenös verabreicht werden muss, kann Paxlovid™ (Nirmatrelvir/Ritonavir) oral verabreicht werden. Das beeinflusst unter anderem, welches Mittel für welche Person beziehungsweise in welcher Einrichtung am besten geeignet ist. Darüber hinaus ist es sehr wichtig, die Medikamente bei hoher Viruslast in der Frühphase der Infektion einzunehmen, also so schnell wie möglich nach der Diagnose (nach positivem Antigen-Schnelltest), möglichst in den ersten fünf bis sieben Tagen. Ist eine Indikation zu medikamentöser Therapie vorhanden, ist es nach einer Infektion nicht notwendig, auf gravierende Symptome zu warten. Voraussetzung für eine rechtzeitige Therapie ist, eine Infektion frühzeitig zu erkennen. Dafür kommt es darauf an, täglich die mit einer Infektion einhergehenden Symptome bei allen Pflegebedürftigen zu prüfen, bei Verdacht auf eine Infektion mindestens einen Antigen-Schnelltest durchzuführen sowie die Bewohnerinnen und Bewohner regelmäßig auf Corona gemäß dem Hygieneplan der Einrichtung zu testen.
  • Beratung und Informationsangebote nutzen: Auch Hinweise von externen Personen können helfen, antivirale Arzneimittel sachgerecht einzusetzen. Die Fachgruppe Intensivmedizin, Infektiologie und Notfallmedizin (COVRIIN) hat Übersichten über mögliche Therapeutika zur Behandlung von Covid-19 gepaart mit Erkenntnissen aus der Praxis zusammengestellt. Interaktive Anwendungen geben Orientierungshilfen für Ärztinnen und Ärzte, wie etwa die Therapieempfehlungen nach einer Erkrankungsphase oder die Checkliste für den Einsatz von Paxlovid™.
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