
Drei Jahre lang hat das Forschungskonsortium BENP Befragungen mit Azubis und Studierenden sowie der ausbildenden Seite in den Einrichtungen durchgeführt. Hier gibt es die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick.
Worum geht es?
Mit dem Pflegeberufegesetz (PflBG) wurde am 1. Januar 2020 eine grundlegend reformierte Pflegeausbildung eingeführt. Die bisherigen Berufe in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege wurden durch ein generalistisches Berufsprofil ersetzt, das zur Regel für die Pflegeausbildung wird. Nichtsdestotrotz bleibt es möglich, sich ab dem letzten Ausbildungsdrittel auf dezidierte Fachbereiche wie Altenpflege oder Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zu spezialisieren. Zusätzlich kann die Berufszulassung nun auch über ein Pflegestudium erworben werden.
Wer war am Konsortium beteiligt?
Was wurde konkret untersucht?
Das Forschungsprojekt BENP (Begleitforschung des Veränderungsprozesses zur Einführung der neuen Pflegeausbildungen) hat zwei Perspektiven betrachtet: einerseits die der Ausbildungsbetriebe, Pflegeschulen und Hochschulen, andererseits die der Auszubildenden und Studierenden.
Qualitative Interviews mit Akteuren wie Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren, Schulleitungen und Praxisanleitenden sollten Themen wie die Kooperation der Lernorte, Praxisanleitungen, Wahlmöglichkeiten der Berufsabschlüsse und Prüfungen beleuchten. Dabei wurden alle Bundesländer und wichtigen Stakeholder berücksichtigt. Parallel fand eine quantitative Längsschnittbefragung von Auszubildenden und Studierenden statt. Sie erfasste Berufswahlmotive, Ausbildungszufriedenheit, den Theorie-Praxis-Transfer sowie berufliche Pläne.
Bis Ende 2023 haben drei Befragungswellen stattgefunden, die Ergebnisse dazu liegen vor. Eine Fortsetzung des Projekts erfolgt von 2024 bis 2026 im Projekt BENP II. Im Rahmen des Auftrags sollen Erkenntnisse aus der ersten Phase der Begleitforschung vertieft und die Betrachtung von Berufseinmündung und -verbleib in den Fokus gerückt werden.
Motivation der Pflegeausbildung und berufliche Perspektiven
Etwa die Hälfte der 1.532 Befragten (erste Befragungswelle im Jahr 2021) wollte von Anfang an im Pflegebereich arbeiten (51,9%). Für ein Viertel war der Pflegeberuf einer von mehreren interessanten Berufen (25,9%), und etwa 17% hatten den Pflegeberuf zuvor nicht in Erwägung gezogen. Nur 1,3% wählten die Pflegeausbildung als „Notlösung“ in Ermangelung anderer Interessen oder Alternativen.
Fast alle Teilnehmenden (96,4%) streben den Abschluss als Pflegefachfrau/-mann an, und die Mehrheit (93,9%) ist sich sicher oder sehr sicher, diesen Abschluss zu erreichen. Ein Abschluss in anderen Bereichen wie Kinderkrankenpflege oder Altenpflege wird von vielen als unwahrscheinlich betrachtet.
Etwas mehr als die Hälfte plant, direkt in der Pflege zu arbeiten. Etwa ein Drittel sieht in einem weiterführenden Studium oder einer leitenden Position eine berufliche Perspektive. 60% möchten nach dem Abschluss an Fachweiterbildungen teilnehmen.
Studienbedingungen an den Hochschulen
Für die Studierenden ist es am wichtigsten, eine Ansprechperson für Probleme im Studium zu haben, und die meisten sehen dieses Bedürfnis an ihrem Studienstandort erfüllt. Ebenso legen sie großen Wert auf gegenseitige Unterstützung unter den Studierenden, was ebenfalls als weitgehend gegeben angesehen wird. Zudem ist es ihnen wichtig, dass regelmäßig besprochen wird, wie sie im Studium zurechtkommen. Obwohl diese Gespräche im Studienalltag größtenteils stattfinden, gibt es noch Verbesserungsbedarf.
Rahmenbedingungen des Studiums
In den Freitexten der Befragung dominiert das Thema der Finanzierung des Studiums. Mehr als die Hälfte der Nennungen (55,56%) beziehen sich darauf und lassen sich in zwei Hauptdimensionen aufteilen:
Daten zur Erwerbssituation verdeutlichen diese Herausforderungen: Knapp zwei Drittel (64,15%) der Befragten arbeiten neben dem Studium, mit einer durchschnittlichen wöchentlichen Arbeitszeit von 13 Stunden. Die Mehrheit (62,50%) arbeitet dabei bis zu 10 Stunden pro Woche, während etwa ein Drittel (31,25%) mehr als 15 Stunden wöchentlich neben dem Studium tätig ist. Rund die Hälfte dieser Tätigkeiten ist im pflegenahen Bereich angesiedelt, etwa als Aushilfe im Krankenhaus oder in der Altenpflege.
Gesamtbewertung der Studierenden
Rund 81% der Studierenden würden sich erneut für ihr Studium entscheiden, was auf eine insgesamt positive Einstellung hindeutet. 36% der Studierenden äußern in Freitextkommentaren ein positives Gesamtfeedback zum primärqualifizierenden Pflegestudium. Etwa 90% würden sich erneut für ihre Hochschule entscheiden. Trotz dieser positiven Rückmeldungen haben jedoch etwa 25% der Studierenden in den drei Monaten vor der Befragung häufig über einen möglichen Studienabbruch nachgedacht.
Die Ergebnisse der Auswertung aus der ersten Befragungswelle finden Sie als Artikel in einer Fachzeitschrift (Mai 2022) hier.
Alle Ergebnisse zu den Befragungen mit Studierenden finden Sie hier in einem PDF zusammengefasst.