Eine der zentralen Erkenntnisse aus der Arbeitsplatzstudie: Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber können die Berufsrückkehr und den Quereinstieg aktiv fördern
Wesentliche Faktoren für eine Rückkehr in den Beruf sind bessere Arbeitsbedingungen, ausreichend Personal, eine gute Bezahlung sowie mehr Zeit für die Pflegebedürftigen. Beim Quereinstieg in den Pflegeberuf sind die innere Motivation und die Sinnhaftigkeit der Pflegetätigkeit für viele ausschlaggebend dafür, den Pflegeberuf zu wählen. Doch auch äußere Faktoren wie ökonomische Absicherung, gute Jobchancen, Langfristigkeit und berufliche Stabilität spielen eine Rolle. Dies spiegelt sich auch in den Befragungsergebnissen wider, nach denen die Bezahlung zwar insbesondere nach Einschätzung von Nicht-Leitungskräften über alle beruflich Pflegenden hinweg eine zentrale Rolle dabei spielt, den Pflegeberuf attraktiver zu machen sowie die Berufsrückkehr und Quereinstiege zu fördern.
Für die im Auftrag des BMG durchgeführte Studie zur Arbeitsplatzsituation in der Akut- und Langzeitpflege wurden 5.500 beruflich Pflegende befragt und die Ergebnisse ausgewertet. Die Studie wurde von den Konsortien contec GmbH, IEGUS Institut, WifOR und der Ruhr-Universität Bochum sowie IGES Institut, IAW und Karla Kämmer Beratungsgesellschaft durchgeführt. Weitere zentrale Erkenntnisse finden Sie auf der Überblicksseite zum Projekt.
Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse aber auch, dass sog. „weiche“ Faktoren (Stimmung im Team, Handlungsweisen von Leitungskräften) oftmals noch größeren Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit von beruflich Pflegenden haben als ökonomische Faktoren wie Gehalt oder Sachleistungen.
Die Bundesregierung verbessert die Rahmenbedingungen z. B. durch Fördermöglichkeiten für eine bessere Vereinbarkeit von familiärer Pflege, Familie und Beruf, die auch für die Entwicklung von Konzepten zur Rückgewinnung von Pflege- und Betreuungspersonal und Maßnahmen zu ihrer betrieblichen Umsetzung einsetzbar sind.
In dem vom BMG geförderten Projekt „Modern Men Do Care“ (MOMEDOCARE) wurde eine Handreichung mit Erfolgsfaktoren und daraus resultierenden praxisnahen Maßnahmen erarbeitet, um Pflegeeinrichtungen dabei zu unterstützen, den Pflegeberuf auch für Männer attraktiver zu machen.
Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen stellt Einrichtungen vor große Herausforderungen. Daher werden verstärkt ausländische Fachkräfte angeworben, die jedoch in den Gesundheitsberuf und in die Einrichtung intergriert werden müssen. Wie betriebliches Integrationsmanagement gelingen kann, erprobt das vom BMG geförderte Modellprojekt INGE.
Pflegeeinrichtungen werben zunehmend Fachkräfte aus dem Auslandan. Was dabei zählt: Eine wertschätzende Anwerbung und nachhaltige Integration. Das Deutsche Kompetenzzentrum für internationale Fachkräfte in den Gesundheits- und Pflegeberufen (DKF) begleitet die Entwicklung und Umsetzung geeigneter Maßnahmen und bietet Hilfestellung beim betrieblichen Integrationsmanagement.
Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber in der Pflege, die Quereinsteigerinnen und -einsteiger motivieren wollen, sollten nach den Ergebnissen der Studie dafür sorgen, dass die Interessierten einen realistischen Einblick und positive Erfahrungen in Bezug auf die Tätigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten im Rahmen des Pflegeberufs sammeln oder aber sich durch positive Erfahrungsberichte von für sie wichtigen Menschen („Peer-Group“) beeinflussen lassen können.
Gründe für einen Berufsausstieg sind nach den Erkenntnissen aus den Interviews häufig fehlende Gestaltungsmöglichkeiten und Faktoren in Verbindung mit der Personalausstattung (bspw. der Wunsch nach mehr Kolleginnen und Kollegen, fester Dienstplangestaltung, besserer Vereinbarkeit von familiärer Pflege, Familie und Beruf und gesundheitsförderlichen Arbeitsbedingungen). Aus der Befragung wird deutlich, dass auch die Bezahlung eine zentrale Rolle für den Berufsverbleib spielen kann (siehe Abb. 11). Aus diesen Erkenntnissen ergeben sich Chancen für Pflegearbeitgeber, den Berufsverbleib positiv zu beeinflussen und Berufsaussteigerinnen und -aussteiger zur Rückkehr zu motivieren.
Abbildung 11: Priorität der Themenfelder für den persönlichen Berufsverbleib (Nicht-Leitungskräfte mit Ausstiegsabsicht), IEGUS, 2022
Aufgrund der hohen Nachfrage nach Fachkräften müssen Einrichtungen aktiv in die Bindung ihrer Leistungsträger investieren, um diese vor einem Wechsel zu einem attraktiveren Arbeitgeber bzw. von einem Berufsausstieg abzuhalten. Dies gelingt durch gezielte Maßnahmen, die signalisieren, wie viel ihnen an dem Wohlergehen ihrer Angestellten liegt (zum Beispiel Verbesserung der Betriebskultur, der Mitspracherechte, Anpassung der Ablauforganisation, weitergebildete und sensibilisierte Führungskräfte). Viele Einrichtungen haben bereits neben dem Regeleinstieg auch den Quereinstieg als Chance erkannt. Von grundlegender Bedeutung ist es, Interessierten niedrigschwellige Einblicke in den Betrieb zu ermöglichen. Hierzu eignen sich nicht nur altbewährte Möglichkeiten wie zum Beispiel Praktika, Hospitationen, ein Freiwilliges Soziales Jahr oder Schnuppertage/‑wochen. Auch Netzwerkarbeit, zum Beispiel mit ortsansässigen Schulen oder dem Jobcenter, kulturelle Arbeit oder die Nutzung von sozialen Medien können erste Berührungspunkte ermöglichen und das negative Bild des Pflegeberufs überwinden helfen. Viele Menschen und auch Quereinsteigerinnen und -einsteiger bspw. aus Dienstleistungsberufen können sich mit einem Pflegeberuf ökonomisch besserstellen. Die Ausbildung zur Pflegehilfskraft bietet einen niedrigschwelligen und attraktiven Einstieg in den Pflegeberuf. Diese Faktoren gilt es bei der Anwerbung hervorzuheben.