Abbildung eines Pflegers, der einem älteren Mann mit einem Rollator hilft. Beide sind violett umrandet, mit rot-orangen Kreisen und Linien im Hintergrund, die Verbindung und Unterstützung symbolisieren.

Die Statistik spricht aktuell eine deutliche Sprache: Im Jahr 2022 waren beispielsweise nur 18 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Altenpflege männlichen Geschlechts. Das ist nicht nur angesichts des Fachkräftemangels zu wenig: Ein Mangel an Diversität hat auch Auswirkungen auf Teams – und auf die zu pflegenden Personen: Schließlich sind hier die Geschlechter deutlich paritätischer verteilt.

Von Oktober 2021 bis März 2023 beschäftigte sich das Netzwerk Gesundheitswirtschaft Nordwest e.V. gemeinsam mit der Arbeitnehmerkammer Bremen, zwei Hochschulen und fünf Pilotbetrieben aus dem Pflegebereich mit der Frage, wie mehr Männer für den Pflegeberuf gewonnen werden können. Das vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Projekt MOMEDOCARE ging dabei mehrstufig vor.

Zu Beginn erfolgte eine Bestandsaufnahme mit der Fragestellung, wo die Gründe für die geringe Anzahl von Männern in Pflegeberufen liegen. Projektleiter Merlin Wenzel sagt: „Es beginnt bereits in der Schule und setzt sich in der Berufsorientierungsphase fort: Das Berufsbild der Pflege wird immer wieder mit „niederen“ Diensten und schlechter Bezahlung in Verbindung gebracht. Dabei handelt es sich um einen vielschichtigen und fachlich anspruchsvollen Beruf.“ Nach der Bestandsaufnahme erarbeitete das Projektteam Erfolgsfaktoren und daraus resultierende praxisnahe Maßnahmen, um den Pflegeberuf für Männer attraktiver zu machen. Diese wurden mit fünf Pilotbetrieben evaluiert – am Ende entstand eine Handreichung, die das Projekt, seine Ergebnisse und den konkreten Maßnahmenkatalog ausführlich darlegt.

Merlin Wenzel fasst zusammen: „Ein wichtiger Erfolgsfaktor für Einrichtungen im Pflegebereich ist es, bei ihrer kompletten Kommunikation Männer konsequent sichtbar zu machen und aufzuzeigen, wie vielseitig das Berufsbild ist.“ Das betreffe, so Wenzel weiter, die Internetseiten ebenso wie Stellenausschreibungen oder Social-Media-Auftritte.

Aus der Handreichung geht zudem hervor, dass ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis der Pflegefachpersonen Vorteile bringt für:

  • Patientinnen und Patienten, weil ein gemischtes Pflegeteam die Diversität der Gesellschaft widerspiegelt – ein wichtiger Punkt gerade bei körpernaher Pflege.
  • Pflegeteams: Diese arbeiten mit ausgeglichenen Geschlechterverhältnissen kollegialer, harmonischer und effizienter zusammen.
  • Verantwortliche in den Betrieben und Institutionen: Sie können mit geeigneten Maßnahmen eine deutlich breitere Zielgruppe zur Gewinnung von Fachpersonal ansprechen.
  • männliche Pflegefachpersonen: Ein höherer Anteil männlicher Pflegender bietet auch ein größeres Potenzial an Identifikationsmöglichkeiten.
     

Kirsten Kappert-Gonther, Mitglied des Deutschen Bundestages und stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestags, fasst in ihrem Vorwort der Handreichung zusammen: „Schon heute wissen wir, dass jede Person nicht nur in Phasen ihres Lebens hilfebedürftig, sondern wir alle auch helfensbedürftig sind. Gut für Männer in der Pflege, die diesem Bedürfnis Rechnung tragen! Und gut für uns als Gesellschaft, wenn wir auch Männer vom Pflegeberuf überzeugen und somit zu mehr Vielfalt in der Pflege kommen!“

Mehr Informationen zum Projekt: https://www.gesundheitswirtschaft-nordwest.de/themen-projekte/modern-men-do-care-mehr-maenner-fuer-die-pflege-von-morgen

Link zur Publikation „Modern Men Do Care. Mehr Männer für die Pflege von morgen“ (PDF)

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