Als Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung ist Claudia Moll nicht nur für Pflegebedürftige und deren Angehörige Ansprechpartnerin, sondern für alle Menschen, die an der Pflege beteiligt sind. Im Interview berichtet sie, was sie an dem Berufsfeld begeistert und wo sie Handlungsbedarf sieht.
Der Koalitionsvertrag hat hier schon einen ganz guten Rahmen gesetzt, wie ich finde. Die Bürokratie soll weiter abgebaut und die Digitalisierung stärker in der Pflege verankert werden. Das entlastet die Pflegenden, macht die Arbeit zeitgemäßer und setzt mehr Ressourcen für die Versorgung frei. Vorgesehen ist auch, dass endlich ein verbindlich geltendes Personalbemessungsinstrument eingeführt werden soll, um der Arbeitsverdichtung in der Pflege entgegenzuwirken. Wir wollen die Voraussetzung dafür schaffen, dass Pflegende endlich mehr Verantwortung übernehmen dürfen, beispielsweise bei heilkundlichen Tätigkeiten. Auch einen gewissen Rahmen für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne kann die Politik setzen.
Klar ist, dass die Politik mit Blick auf Löhne und Arbeitsbedingungen nur einen Beitrag leisten kann. Die Verantwortung dafür liegt letztlich insbesondere bei den Tarifpartnern sowie den nicht-tarifgebundenen Einrichtungen und dortigen Trägern und Arbeitgebern. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, die Pflegeeinrichtungen mit meinem Projekt „GAP – Gute Arbeitsbedingungen in der Pflege“ bei der Umsetzung besserer Arbeitsbedingungen zu unterstützen. Ich lade jeden dazu ein, hier mitzumachen. Es ist mir auch ein Herzensthema, der Pflege endlich zu einem besseren Image zu verhelfen, insbesondere auch um mehr junge Menschen auf den Pflegeberuf aufmerksam zu machen und dafür begeistern zu können.
Ich wünsche mir, dass die Pflege als Berufsbild endlich positiver wahrgenommen wird. Der Beruf ist toll – interessant, abwechslungsreich, verantwortungsvoll, mir würde hier noch so viel mehr einfallen. Dazu gehört, dass wir endlich die schönen Seiten des Berufes stärker verlautbaren müssen. Man hat unendlich viele Weiterentwicklungsmöglichkeiten, egal ob es einen irgendwann einmal in die Intensivpflege, in die Altenpflege oder an die Universität zieht. Ob man Personalverantwortung oder eine hohe Expertise zum Beispiel im Bereich der Wundversorgung oder Diabetesbehandlung erwerben möchte – nahezu alles ist möglich. Und das macht diesen Beruf so unglaublich spannend und wandelbar und bietet Pflegenden viele Perspektiven für die fachliche und persönliche Weiterentwicklung. Es ist also ein Arbeitsfeld, das sinnvoll, abwechslungsreich und krisensicher ist. Ich wünsche mir wirklich, dass es endlich auch so wahrgenommen wird.