Illustration: Eine Person schaut durch ein Fernglas. Neben ihr eine Weltkugel und Sprechblasen.

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, suchen viele Pflegeeinrichtungen Personal im Ausland – und sehen sich dabei mit einigen Herausforderungen konfrontiert. Dabei ist es für alle Seiten wichtig, den Prozess von der Anwerbung bis zur Einarbeitung fair zu gestalten und ganzheitlich anzugehen. Ann-Christin Wedeking leitet die Geschäftsstelle der Gütegemeinschaft „Anwerbung und Vermittlung von Pflegekräften aus dem Ausland“ e. V. und schildert, was eine ethisch vertretbare, faire Anwerbung ausmacht:

  • Transparenz ist das A und O: Für alle Beteiligten sollte der gesamte Prozess stets klar sein. Hier ist es hilfreich, die einzelnen Schritte schriftlich festzuhalten und sie allen Beteiligten zur Verfügung zu stellen. Die Kandidatinnen und Kandidaten sollten von Anfang an über den Prozess informiert sein und wissen, worauf sie sich in Deutschland einlassen. Hierzu hat das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) eine Informationsbroschüre zur Erwerbsmigration in die Pflege nach Deutschland herausgegeben.
  • Internationale Standards einhalten: Das staatliche Gütesiegel „Faire Anwerbungen Pflege Deutschland“ konkretisiert Standards für ethische Auslandsanwerbungen und berücksichtigt auch den Globalen Verhaltenskodex der WHO. Dabei greift insbesondere das Employer-Pays-Prinzip: Alle Kosten für die Anwerbung, Sprachausbildung, den Transfer sowie Anpassungsmaßnahmen übernimmt die Einrichtung. Für Pflegekräfte fallen keine Kosten an – auch nicht in Form von Kautionen. Das Gütesiegel gilt für nicht-staatliche Auslandsanwerbungen und schafft auch Transparenz für Arbeitgeber bei der Beauftragung von privaten Personalvermittlern. Auch selbstanwerbende Arbeitgeber können das Gütesiegel erhalten.
  • Anwerbung nachhaltig gestalten: Der Arbeitgeber sollte sich von Anfang an für die Integration und das Bleiben der Fachkraft einsetzen und schon beim Matching darauf achten, die Wünsche aller Beteiligten ernst zu nehmen. Eine frühe Kontaktaufnahme fördert auf beiden Seiten Vertrauen. Hilfreich dabei ist, ein betriebliches Integrationsmanagement-Konzept strukturell im Unternehmen zu verankern. Hilfestellung bietet hier der Werkzeugkoffer „Willkommenskultur & Integration“ des Deutschen Kompetenzzentrums für internationale Fachkräfte in den Gesundheits- und Pflegeberufen (DKF).
  • Verlässliche Partner finden: Pflegeeinrichtungen sollten Personalserviceagenturen mit Bedacht auswählen. Wichtig sind dabei unter anderem folgende Fragen:
    • Rekrutiert die Agentur, die Pflegende aus Drittstaaten anbietet, im Ausland oder nur im Inland? Wird ausschließlich im Inland angeworben, besteht die Gefahr einer unethischen Abwerbung.
    • Ist die Website transparent, werden die Prozessschritte aufgeführt?
    • Sind Kooperationspartnerinnen und -partner benannt?
    • Ist die Kostenstruktur klar?
    • Wann findet das Matching statt?
    • Speziell bei der Anwerbung von den Philippinen gilt: Ist die Agentur auf den Philippinen bei der Philippine Overseas Employment Administration (POEA) registriert und kann die Lizenz vorweisen?

Verlässlicher Wegweiser bei der Anwerbung von Pflegefachkräften in Drittstaaten ist das Gütesiegel „Faire Anwerbung Pflege Deutschland“ des Bundesministeriums für Gesundheit. Es macht kenntlich, dass die Anwerbungen hohen ethischen Standards gerecht werden. Es wird als RAL Gütezeichen erteilt.

Alle Informationen zum Gütezeichen und der Gütegemeinschaft

Internationale Fachkräfte gewinnen

Im Praxisdialog am 12. Oktober um 11 Uhr spricht Ann-Christin Wedeking darüber, wie ganzheitliche Prozesse Strukturen schaffen, damit internationale Kolleginnen und Kollegen gut im Arbeitsalltag ankommen können. Nutzen Sie die Gelegenheit zum Austausch!

Zusammenarbeit im Team Internationale Anwerbung