Netzwerkkoordinatorin Cosima berichtet über die Erfolgsgeheimnisse des Miteinanders im Netzwerk Pflege in Nordfriesland.
Cosima: „Strukturen aufbauen – das ist meine Motivation. Seit Anfang 2019 ist das im neuen Netzwerk Pflege in Nordfriesland meine Aufgabe. Zusammen mit 19 Partnerinstitutionen – von der Kreisverwaltung über den Pflegestützpunkt bis hin zur Lebenshilfe Husum – tragen wir dazu bei, eine Struktur entstehen zu lassen, in der wir alle auch im Alter noch gerne leben möchten.
Entstanden ist das Netzwerkaus einem zwölf Jahre alten Zusammenschluss der ambulanten Pflegeanbieter der Region. Die damalige Referentin für Pflegepolitik bei der Arbeiterwohlfahrt Schleswig-Holstein wandelte ihn in unser heutiges Netzwerk um und beantragte auch die Gelder für Netzwerkarbeit nach § 45c Abs. 9 SGB XI. Das war viel Arbeit – aber es lohnt sich und ich kann andere nur ermutigen, diesen Weg auch zu gehen und die Förderung für Netzwerkarbeit bei den Pflegekassen zu beantragen.
Als erstes haben wir die Bedarfe und Wünsche aller Netzwerkpartner gebündelt und gemeinsam priorisiert. Es entstanden vier Arbeitsgruppen, die auch zwischen den vierteljährlichen, großen Netzwerktreffen im regen Austausch miteinander sind. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit sind Informationsveranstaltungen für Interessierte und Betroffene. Leider mussten wir wegen Corona dieses Jahr sieben Veranstaltungen absagen. Gleichzeitig entstanden ganz neue Ideen: Online-Vorträge und ein Online-Seminar für Pflege- und Betreuungskräfte. Während der Corona-Zeit starteten wir zudem eine Kooperation mit dem Offenen Kanal, der uns Tablets für Pflegeheime zur Verfügung stellte. Sein Studio können und werden wir künftig ebenfalls für unsere Zwecke nutzen.
In unserer Arbeitsgemeinschaft Pflegerische Versorgungslücken nehmen wir unseren Landkreis unter die ‚Pflegelupe‘. Eines unserer Ziele ist es, künftig auf einer eigenen Website alle Angebote aus unserem Landkreis zu visualisieren: Dazu gehört die Pflege und angrenzende Bereiche wie Selbsthilfegruppen, Essen auf Rädern, Dorfkümmerinnen und -kümmerer. So enttarnen wir unterversorgte Regionen und können mit der lokalen Gesundheits- und Sozialpolitik in Austausch kommen. Zudem sind wir jetzt in Gesprächen zur Einführung von Parkausweisen für ambulante Pflegekräfte. Nichts ist unnötiger, als eine gestresste Pflegekraft, die dann auch noch das im Halteverbot stehende Auto im Kopf hat. Und so ein Problem kann man gut regional lösen.
Schrittweise ist in unserem Netzwerk nebenbei eine vertrauensvollere, trägerübergreifende Arbeitsatmosphäre entstanden, bei der sich nun jeder traut, Ideen und Meinungen auszusprechen. Neben viel Beziehungsarbeit braucht so etwas vor allem Durchhaltevermögen: Denn wir wollen viel bewegen, aber es geht leider nicht alles auf einmal und auch nicht alles so schnell, wie man es sich manchmal wünscht. Meine persönliche Vision wäre es, noch viel mehr Bürgerbeteiligung in die Pflege zu bringen. Die Meinung von Angehörigen und Pflegenden sollte stärker Ausgangspunkt werden, um unsere Strukturen im Pflegebereich zu entwickeln.“