Illustration von zwei Händen in einer Gebetsgeste, umgeben von abstrakten orangefarbenen Kreisen und Linien, vor einem hellgrauen, kreisförmigen Hintergrund mit einem sonnenähnlichen Design.

Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass Pflegende die spirituellen Bedürfnisse der von ihnen betreuten Patient:innen/ Bewohner:innen und ihrer Angehörigen als Teil ihres Berufes betrachten. Dennoch gibt es oft Herausforderungen: ungeklärte Zuständigkeiten,  mangelende Qualifikationen sowie organisatorische und strukturelle Rahmenbedingungen.  Wege aus diesem Dilemma möchte eine multiprofessionelle Expertengruppe im Rahmen des Projektes „Spiritual and existential Care interprofessionell“ (SpECi) aufzeigen.  

SpECi ist im Oktober 2020 unter dem Dach der Stiftung Wohlfahrtspflege gestartet und läuft noch bis September 2023. In ihm kommen Expertinnen und Experten aus den Bereichen Medizin, Pflege, Sozialarbeit, Pädagogik, Pyschologie und Theologie zusammen. Ihr Ziel ist es, Wege und Möglichkeiten zu entwickeln und zu erproben, wie die von allen Fachgesellschaften und Organisationen geforderte Integration von Spiritual Care in die ganzheitliche Sorge aller Gesundheitsberufe um den alten und schwerkranken Menschen gelingen kann. Eine Schlüsselstellung kommt hierbei den Pflegeberufen zu, denn sie sind zum einen erste Ansprechpartner für Patient:innen und Angehörige auch für spirituelle Anliegen und Fragen, zum anderen aber auch Bindeglied ins interdisziplinäre Betreuungsteam und zu den (meist konfesionsgebundenen) hauptamtlichen Seelsorgenden.  

„Wenn wir Spirtualität als den innere Geist, aus dem heraus ein Mensch sich versteht, woraus er sein Leben gestaltet, er Sinn erfährt und womit er auch Krankheit, Sterben und Trauer zu bestehen sucht, definieren, dann ist klar, dass es hier immer um den ganzen Menschen geht mit seinem so jetzt und so geworden Sein“, erklärt Dr. Marianne Kloke, Senior Advisor im Projekt SpECi. „Wir möchten Mitarbeitende im Gesundheitswesen dazu ermutigen und befähigen, eben diese Spiritualität der von ihnen Betreuten wahrzunehmen und kompetent auf sie eingehen zu können.“ Hierbei gilt es, auch die kleinen spirituellen Alltagsäußerungen zu erkennnen und auf sie mit Worten oder mit den Handlungen und Gesten in allen Erkrankungsphasen bis zum Versterben zu antworten. „Die Beachtung der Spiritualität ist eine Schlüsselkompetenz für einen würdevollen Umgang bei kognitiv und vigilanzeingeschränkten Menschen“, so Kloke.

Ein Kursprogramm für den Einstieg

Inzwischen wurde im Projekt ein 40-stündiges Curriculum entwickelt, das aktuell in verschiedenen Einrichtungen der stationären Altenpflege, stationären Hospizen und Palliativstationen mit einer interprofessionell zusammengesetzten Teilnehmendenschaft aus Gesundheitsberufen umgesetzt und erprobt wird. Der Kurs wird dazu in zwei Blöcken à zwei bzw. drei Tagen inhouse oder an einem zentralen Ort durchgeführt und umfasst den Erwerb und die Steigerung von entsprechender Wissens-, Handlungs-, Sozial- und Selbstkompetenz im Bereich „Spiritual and Existential Care“. Neben der Befähigung werden auch die benötigten strukturellen und finanziellen Rahmenbedingungen für eine gelingende Implementierung einer entsprechenden Begleitung erarbeitet und dargestellt. Mit Hilfe von Befragungen wird das Projekt umfassend evaluiert, und von einer Expertengruppe hieraus konkrete Handlungsempfehlungen abgeleitet.

Wie bereits in Studien zuvor konnte auch in diesem Projekt gezeigt werden, dass die Implementierung von Spiritual Care nicht nur den Betreuten und ihren Angehörigen gut tut. „Wir haben beobachtet und durch Befragungen verifiziert, dass es zu einer Öffnung des Teams und somit einer Stärkung des Teamgeistes kommt. Dieses hat eine präventive Wirkung gegenüber der emotionalen Distanzierung als Wegbereiter des Burn-outs und führte zu größerer Berufszufriedenhet“, so Kloke. 

Marianne Kloke betont darüber hinaus, dass Spiritual Care vor dem Hintergrund einer immer diverseren Gesellschaft zunehmend an Bedeutung gewinne. „Die Biografien der Menschen werden immer unterschiedlicher. Herkunft, Ethnie, in Ost- oder Westdeutschland aufgewachsen, Geschlechteridentität, Flucht- oder Gewalterfahrungen usw. – all das sind sehr persönliche Faktoren, die den Menschen auch spirituell prägen und auf die Pflege eingehen muss.“ Man müsse für die Zukunft ein Modell des Umgangs miteinander finden und dafür könne Spiritual Care ein wichtiger Zugang sein.

Mehr zum Projekt: https://speci-deutschland.de 

Spiritual Care interprofessionell in der Gesundheitsversorgung verankern

Im Praxisdialog am 30. März um 11 Uhr stellt Dr. Marianne Kloke, Senior Advisor im Projekt SpECi, das Projekt vor und steht für Fragen zur Verfügung. Melden Sie sich an!   

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