Abbildung von zwei Personen, die lächeln und Händchen halten. Eine hat eine Sprechblase, die ein Gespräch andeutet. Im Hintergrund sind verbundene Punkte zu sehen.

Im Mai 2019 wurde der Expertenstandard durch das DNQP veröffentlicht (hier geht’s zum Download als PDF). Auf der Fachveranstaltung erläuterte Professorin Dr. Martina Roes, Universität Witten/Herdecke, als Mitglied der DNQP-Expertengruppe, was sich genau hinter dem Expertenstandard verbirgt und wie er entwickelt wurde. Demnach geht es im Kern darum, dass die Beziehungsgestaltung zwischen Pflegenden und den zu Pflegenden mit Demenz von Akzeptanz, Vertrauen und Respekt geprägt sein sollte. Menschen mit Demenz sollen sich akzeptiert und wohl fühlen. Die theoretische Grundlage dafür ist der person-zentrierte Ansatz, erläuterte Martina Roes. Entwickelt wurde er von dem britischen Psychologen Tom Kitwood. Der Erhalt und die Stärkung des Personseins sind dabei das oberste Ziel in der Betreuung von Menschen mit Demenz. „Im Mittelpunkt steht der Mensch, sein Charakter und seine Persönlichkeit, nicht die Demenzerkrankung“, betonte die Expertin.

 

Der Schlüssel für eine menschliche Pflege

Des Weiteren ging Roes auf den konkreten Umgang mit dem Ansatz ein und erläuterte: „Person-zentrierte Pflege ist nicht etwas, was erreicht und abgeschlossen werden kann. Diese Haltung definiert Werte, setzt Prioritäten und gibt Orientierung. 

Für beruflich Pflegende heißt das: Die Art und Weise, wie der Kontakt zur Person, die gepflegt und oder betreut wird, zum Gegenüber, hergestellt wird, ist entscheidend. Es geht um die bewusste Ich-Du-Beziehung – und auch zu einer Person mit Demenz wird in der Pflege- oder Betreuungssituation bewusst der Kontakt aufgebaut. Das kann bedeuten, dass man lächelt, sich konzentriert anschaut, oder auch berührt. Der Kontakt ist entscheidend - erst danach handelt die Pflegekraft. Der bewussten und erfolgreichen, spürbaren Kontaktaufnahme können dann unterschiedlichste Aktionen folgen, die in der Pflege- oder Betreuungssituation nach Kontaktaufnahme folgen können. So z. B. das Reichen eines Getränks, das gemeinsame Spazierengehen, aber auch die Ankündigung von Blutdruckmessen oder die Unterstützung beim Waschen oder Toilettengang. Prof. Dr. Martina Roes erläuterte ausführlich, wie bedeutsam das Ziel des Expertenstandards ist: Die Wirkung von Beziehung soll in den Vordergrund des Erlebens geholt werden, der Beziehung als solche soll wieder mehr Bedeutung eingeräumt werden.

Perspektivwechsel mit dem Demenz-Balance-Modell

Menschen mit Demenz verlieren immer mehr Kompetenzen, wodurch ihr Identitätsgefüge aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Damit Pflegekräfte sich besser in diese Situation einfühlen können, hat Barbara Klee-Reiter das Demenz-Balance-Modell erarbeitet. Auf der Veranstaltung hat sie ihre Erfahrungen im Umgang damit vorgestellt.

Umsetzung im Krankenhaus: Ein Erfahrungsbericht

In Krankenhäusern werden immer mehr Menschen mit Demenz behandelt. Manchmal sind es Kleinigkeiten, die den Umgang mit ihnen oder die Verständigung erschweren. Die Beziehungsgestaltung ist ein entscheidender Schlüssel für eine gute Versorgung, berichtet Sabine Herler-Kettrukat vom AGAPLESION Markus Krankenhaus Frankfurt.

Ein Wandel im Umgang mit Demenz in Pflege und Betreuung

In der Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz geht es um eine veränderte Perspektive, eine andere Haltung und bewusstes, empathisches Interagieren: weg von der funktionalen Ausrichtung hin zum Erhalt und zur Stärkung der Person. Der Expertenstandard soll dazu beitragen, die Professionalität der Pflege zu stärken, indem die Beziehung, das Interagieren und Miteinander-Umgehen bewusst gestaltet wird und eine zugewandte Pflege und Betreuung handlungsleitend umgesetzt wird.
 

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