Schwarz-Weiß-Porträt von Silke Sommerer

Frau Sommerer, worin bestehen Ihrer Erfahrung nach die größten Herausforderungen bei der Ausbildung in der ambulanten Pflege?

Ich erlebe in meiner täglichen Arbeit einen hohen Beratungsbedarf und gleichzeitig ein großes Interesse von ambulanten Einrichtungen an einer guten Ausbildung. Bei diesen Einrichtungen handelt es sich aber oftmals um kleinere Betriebe, in denen die personellen und zeitlichen Ressourcen für die Umsetzung der generalistischen Pflegeausbildung eher knapp sind. Wir als Beraterinnen und Berater des Beratungsteams Pflegeausbildung – angesiedelt beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben – können hier individuell unterstützen und helfen, die richtigen Kontakte herzustellen.

Ein Beispiel aus meinem Arbeitsalltag: Im August 2020 ist ein ambulanter Pflegedienst auf mich zugekommen. Dieser wollte zum 01. Oktober 2020 mit der Ausbildung starten. Noch in der gleichen Woche vereinbarten wir einen Beratungstermin, an dem die Pflegedienstleiterin, die Praxisanleiterin und eine Pflegefachkraft teilgenommen haben, um zusammen mit mir die weiteren Schritte für eine erfolgreiche Ausbildung zu planen. In dem Gespräch haben wir die gesetzlichen Vorgaben auf Bundes- und Landesebene besprochen und dahingehende Fragen geklärt. Es empfiehlt sich zum Beispiel, den Kontakt zu der fondsverwaltenden Stelle zu vermitteln. Außerdem muss der ambulante Pflegedienst mit anderen Versorgungsbereichen Lernortkooperationen eingehen, da die Auszubildenden in der generalistischen Pflegeausbildung Kompetenzen für die Pflege von Menschen aller Altersgruppen und in allen Versorgungsbereichen erwerben sollen. Mit dem Ziel, langfristige Lernortkooperationen zu ermöglichen, konnte ich den Kontakt zu einem Ausbildungsverbund vermitteln. Dabei ist auch wissenswert, dass der Bund die Länder seit 2019 mit einem Förderprogramm zum Aufbau der notwendigen Lernortkooperationen und Ausbildungsverbünde unterstützt. Letztendlich konnte der ambulante Pflegedienst mit einem gut leistbaren Aufwand alle notwendigen Rahmenbedingungen schaffen und im Oktober 2020 mit dem ersten Jahrgang der generalistischen Pflegeausbildung beginnen.

Warum sind die Themen Ausbildung und Lernorte in der ambulanten Pflege besonders wichtig?

Wie wichtig das Thema Ausbildung ist, zeigt die Ausbildungsoffensive Pflege (2019-2023), in der Bundesregierung, Länder, Verbände sowie andere Akteurinnen und Akteure im Tätigkeitsfeld Pflege als Partner eng zusammenarbeiten, um möglichst viele Menschen für die Ausbildung in der Pflege zu gewinnen und die Qualität in der Ausbildung zu sichern.

Die ambulante Pflege erfüllt einen wichtigen gesellschaftlichen Auftrag. Sie ermöglicht pflegebedürftigen Menschen, möglichst lange im gewohnten, häuslichen Umfeld mit der Familie, den Haustieren und eventuell dem Garten zu leben. Die Pflegekräfte unterstützen und entlasten dabei die pflegenden Angehörigen. Für Auszubildende ist dieser Lernort so wichtig und sehr besonders, weil sie unter anderem

  • gemeinsam mit Praxisanleitenden Verantwortung übernehmen und Entscheidungen selbstständig treffen, da kein Team vor Ort ist, das sie dabei unterstützen kann.
  • die Pflege aus einer neuen Perspektive erleben. Auszubildende kommen gemeinsam mit den ambulanten Pflegekräften als Gäste zu ihren Klientinnen und Klienten und lernen dabei deren häusliches und familiäres Umfeld kennen.
  • gemeinsam mit den ambulanten Pflegekräften die Autonomie der zu pflegenden Person fördern, damit diese möglichst lange und eigenständig zu Hause ihr Leben weiterführen kann.
  • ihre Klientinnen und Klienten auf einer ganz persönlichen und privaten Ebene kennenlernen und jeden Tag die Wirkung der pflegerischen Maßnahmen erleben.

Die ambulante Pflege beziehungsweise Pflege in der Häuslichkeit von pflegebedürftigen Menschen ist ein sehr vielfältiges und besonderes Arbeitsfeld, das aufgrund des demografischen Wandels immer wichtiger wird.

Was empfehlen Sie ambulanten Pflegediensten?

Unser Ziel als Beraterinnen und Berater des Beratungsteams Pflegeausbildung ist es, gemeinsam mit den ambulanten Diensten Auszubildende für die ambulante Pflege zu begeistern. So können wir langfristig gut ausgebildete und engagierte Pflegefachkräfte für das Berufsfeld gewinnen.

Eine gute Ausbildungsqualität erreichen Sie als ambulante Pflegeeinrichtung, wenn Sie

  • kontinuierlich im Austausch mit allen an der Ausbildung Beteiligten sind,
  • bei der Ausbildungsplanung eng mit der Schule zusammenarbeiten,
  • sich einem Kooperationsverbund anschließen. So können sie Arbeitsmaterialien untereinander austauschen und sich gegenseitig unterstützen, falls zum Beispiel in einer Einrichtung die Praxisanleitung ausfällt.

Mein Tipp: Nehmen Sie sich Zeit und überlegen Sie, wie Sie die Ausbildung bei sich gestalten möchten. Wir als Beratungsteam Pflegeausbildung des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben informieren sowohl an der Ausbildung Interessierte als auch Einrichtungen und Schulen sehr gerne kostenlos vor Ort über die neuen Ausbildungen und über das Berufsfeld Pflege. Ich möchte alle Einrichtungen in der ambulanten Pflege ermutigen, sich an der generalistischen Pflegeausbildung zu beteiligen. Stellen Sie Ausbildungsplätze zur Verfügung. Nutzen Sie Ihre Chance, junge Menschen für die ambulante Pflege zu begeistern und gewinnen Sie die Fachkräfte von Morgen.

Die Kontaktdaten der Beraterinnen und Berater des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) und umfangreiche sowie zielgruppenorientierte Fachinformationen zur Pflegeausbildung finden Sie unter https://www.pflegeausbildung.net/.

Unterschiedliche Arbeitsmaterialien zur Umsetzung der Ausbildung erhalten Sie beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).

Weitere Informationen zu den länderspezifischen Ausbildungsfonds finden Sie hier.

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