Was die Gründe für hohe Belastung im Arbeitsalltag sind, darüber waren sich die Teilnehmenden einig:

  • Psychische Belastung werde kaum angesprochen, da es ein tabuisiertes und schambehaftetes Thema sei. Viele Hilfsangebote würden deshalb nicht wahrgenommen.
  • Schwer betroffene Pflegekräfte hätten vor allem existenzielle Sorgen, sollten sie einen Arbeitsausfall erleiden oder eine Krankschreibung erwägen.
  • Die tägliche Dauerbelastung werde verschlimmert durch die verpflichtenden Corona-Schnelltests: Das Testen sei schmerzvoll und werde von vielen Pflegekräften mittlerweile als Eingriff in die Privatsphäre gesehen.
  • Fehlende Selbstermächtigung und das negative Selbstbild der Pflege habe auf die Gesundheit einen entscheidenden Einfluss: Pflegende fühlten sich ihren Kolleginnen und Kollegen stark verpflichtet, nähmen daher mehr auf sich – und gleichzeitig weniger Erholungsmöglichkeiten und Unterstützung wahr.
  • Krankenpflegende aus dem Ausland erhielten oft nicht genügend Begleitung, Hilfe und Anerkennung – das wirke sich zusätzlich negativ auf ihre psychische Gesundheit aus.

Was passieren müsste, damit es zu einem Kultur- und strukturellen Wandel komme, ist für die Teilnehmenden des Praxisdialog klar:

  • Psychische Belastungen enttabuisieren: Neben niedrigschwelligen Beratungs- und Informationsangeboten geht es den Teilnehmenden vor allem darum, über psychische Gesundheit aufzuklären. Dies sei essenzieller Bestandteil der Für- und Vorsorge.
  • Eigene Bedürfnisse erkennen, anerkennen und aussprechen: Kollegialer Austausch fördere Vertrauen, Ausgleich und Zusammenhalt. Eine offene Gesprächskultur ermögliche, Grenzen zu setzen und eigene Strategien zur Vorsorge zu finden. Darüber hinaus biete die Möglichkeit zur Supervision, psychische Belastungen in einem geschützten Raum anzusprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
  • Gut miteinander umgehen: Die wöchentliche Dienstberatung solle positiver gestaltet werden. Denn unter hoher Belastung müsse die Arbeit fortgeführt werden, oft werde der Mensch hinter der Arbeitskraft vergessen. Es brauche Anreize und Angebote für Selbstfürsorge während der Arbeitszeit. Führungskräfte könnten sich hier positiv einsetzen.
  • Das Bild der Pflege ändern: Positive Perspektiven müssten gleichermaßen in die Pflege und in die Öffentlichkeit getragen werden.
  • Aushilfsdienste und Rufbereitschaft auf freiwilliger Basis organisieren und entlohnen: Dauerbelastung könne entgegengewirkt werden, indem Pflegende nicht mehr ständig auf Abruf bereitstehen müssten.

 

Hilfe in Krisenzeiten: Die aktuelle Situation belastet extrem – hier gibt es Angebote, die helfen.

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