
Am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE) wurde im Rahmen des BMG-geförderten Projekts „INGA Pflege“ ein berufsbegleitender Anpassungslehrgang für philippinische Pflegefachpersonen umgesetzt. Hier berichten drei Mitarbeitende, wie die Integration von internationalen Fachkräften in der Praxis dadurch vorangegangen ist.
Hier finden Sie alle Erfahrungen im Überblick. Es berichten der Direktor für Pflegemanagement Herr Joachim Prölß, die Pflegefachfrau Mariana da Rocha Sousa und Martina Flügge, eine Pflegepädagogin aus dem Team des Anpassungslehrgangs.
Die Einführung des INGA-Pflege-Konzepts war für alle Beteiligten – von den Fach- und Sprachlehrkräften über die Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter bis hin zu den aufnehmenden Pflegeteams – eine Herausforderung, aber zugleich eine Bereicherung. Besonders das Teamteaching, bei dem Fach- und Sprachunterricht kombiniert werden, sowie die intensive sprachliche Begleitung haben sich als Schlüssel zum Erfolg erwiesen.
Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Integration internationaler Fachkräfte weit über die fachliche Qualifikation hinausgeht. Neben der Sprache spielen auch die interkulturelle Sensibilisierung und ein strukturiertes Onboarding eine entscheidende Rolle. Die Rückmeldungen aus unseren Teams sind überwiegend positiv. Die neuen Kolleginnen und Kollegen werden als engagiert, empathisch und wissbegierig wahrgenommen. Natürlich gab es Herausforderungen – insbesondere in der Anfangsphase, wenn sprachliche Barrieren oder unterschiedliche Arbeitskulturen aufeinandertreffen. Doch mit gezielter Unterstützung, Sprachförderung und festen Ansprechpersonen konnten wir diese Herausforderungen erfolgreich meistern.
Ein besonderer Erfolg ist, dass viele Absolventinnen und Absolventen der ersten Gruppe dem UKE treu bleiben und sich hier eine langfristige Perspektive aufbauen. Die nachhaltige Integration von internationalen Fachkräften ist für uns ein zentraler Baustein, um dem Fachkräftemangel in der Pflege zu begegnen. Neben einer guten Einarbeitung ist es wichtig, auch langfristige Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten – sei es durch Weiterbildungen oder Unterstützung beim Familiennachzug.
Die bisherigen Erfolge mit „INGA-Pflege“ zeigen, dass dieses Modell eine zukunftsfähige Möglichkeit ist, internationale Fachkräfte gezielt und nachhaltig in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren.“
Die sprachlichen Kompetenzen werden sowohl in einem integrierten Sprachkurs als auch durch Teamteaching (gemeinsames Unterrichten von Fach- und Sprachlehrpersonen) in den Fachunterrichten gefördert. Dabei werden Qualifizierung und Integration zusammen gedacht. Zum Beispiel haben alle Teilnehmenden eine regelmäßige Begleitung durch eine feste Praxisanleiterin oder einen festen Praxisanleiter aus dem Team. Diese persönliche und individuelle Unterstützung schafft Sicherheit und Vertrauen und ist dadurch eine wichtige Lernressource für die internationalen Pflegefachkräfte.
Die größte Herausforderung für uns Lehrpersonen besteht zum einen in der Heterogenität der internationalen Kurse im Anpassungslehrgang. Denn es müssen die individuellen Kompetenzen von Teilnehmenden aus bis zu sieben Nationen berücksichtigt und einbezogen werden. Zum anderen müssen wir die tatsächliche Sprachkompetenz der internationalen Pflegekräfte auffangen, die häufig deutlich geringer ist, als es die mitgebrachten B1- oder auch B2-Sprachzertifikate vermuten ließen.
Wahrzunehmen ist, dass neben den Anforderungen des Anpassungslehrgangs das Ankommen im neuen Leben in Hamburg eine große Belastung darstellen kann. Es sind die großen und kleinen Herausforderungen des alltäglichen Lebens, etwa die Erledigung der notwendigen Bürokratie oder die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Insbesondere aber auch die Suche nach bezahlbarem Wohnraum. Dazu kommt die soziale Integration im neuen Wohnumfeld, das tagtägliche Verarbeiten der kulturellen Unterschiede zum Herkunftsland und das Vermissen von Heimat, Familie und Freunden. Dessen müssen wir uns als Lehrpersonen bewusst sein. Wir müssen es schaffen, beim Unterrichten und Begleiten unserer Teilnehmenden eine gute Balance zu finden. Wir müssen unterstützen und fördern, sodass unsere Teilnehmenden die fachlichen Anforderungen und Handlungskompetenzen für eine erfolgreiche Berufsanerkennung erreichen, und dabei gilt es stets, empathisch zu sein und ihre herausfordernde Lebenssituation nicht außer Acht zu lassen.“
Nach meiner Ankunft hat mich mein Team freundlich und empathisch aufgenommen. Ich hatte ab dem ersten Tag immer eine feste Ansprechperson und Begleitung auf Station. Ich denke, es ist wichtig, dass die Ansprechpersonen ein aufrichtiges Interesse daran haben, ihr Wissen und die Arbeitsabläufe zu vermitteln, und über die nötige Geduld verfügen, um mit den Unsicherheiten und Fragen der neuen Kolleginnen und Kollegen umzugehen. Mir hat es viel Sicherheit gegeben und mein Ankommen sehr erleichtert. In „INGA Pflege“ habe ich gemeinsam mit anderen internationalen Pflegefachkräften in einem Kurs gelernt. Jede Woche hatten wir Fach- und Sprachunterricht. Besonders wichtig war für mich die Kombination aus gemeinsamem Lernen und individueller Unterstützung. Unsere Dozentinnen konnten auf unsere unterschiedlichen Lernbedarfe eingehen, insbesondere beim Spracherwerb.
Eine der größten Herausforderungen war der persönliche Druck, die Sprache schnell zu lernen. Es war wirklich sehr frustrierend, wenn ich meine Kolleginnen, Kollegen sowie die Patientinnen und Patienten nicht verstehen konnte. Auch hier war es wertvoll, dass ich immer eine feste Ansprechperson im Dienst hatte.
Allgemein ist für eine gute Integration wichtig, dass sich die internationalen Fachkräfte sowohl im Unterricht als auch in ihren Teams willkommen fühlen. Die Entfernung von Familie, Freunden und der eigenen Kultur ist sehr belastend. Die Anforderungen im Anpassungslehrgang sind hoch. Dazu kommen die bürokratischen Herausforderungen im Alltag in Deutschland. Das alles sorgt für viel Stress und kann die Motivation, in Deutschland zu bleiben, erheblich beeinträchtigen. Daher ist ein geduldiges Umfeld, das das Wohlbefinden und die emotionale Sicherheit in den Vordergrund stellt, die beste Unterstützung.“
Von der Anwerbung über die Anerkennung bis hin zur fachlichen und sprachlichen Integration – wer als Pflegeeinrichtung ausländische Pflegefachpersonen integrieren möchte, sollte sich vorab umfassend über wichtige Schritte, Prozesse und Verfahren informieren. Hier geben wir einen Überblick über Erkenntnisse aus Pflegewissenschaft und Pflegepraxis, aber auch hinsichtlich aktueller politischer Rahmenbedingungen.
Berufsintegrierte Anerkennung international ausgebildeter Pflegefachpersonen